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Elternsprech­stunde: „Durchschlafen“

19. September 2019

Schlaflose Nächte mit den Kleinsten und vom „Durchschlafen“ noch weit entfernt, wer kennt das nicht? Wir haben in unserer Elternsprechstunde mit Schlafberaterin Mary über harmonisches Einschlafen, Rituale und unruhige Nächte gesprochen. Eine Auswahl haben wir in diesem Artikel zusammengestellt. Unter dem Beitrag findet ihr das gesamte Video mit allen Tipps zum Thema.

Zauberwort Durchschlafen

Vorab möchten wir sagen: Es gibt keinen Zaubertrick, damit ein Kind schläft. Auch ist eine Mutter keine schlechte Mutter, nur weil das Kind ein „schlechter Schläfer“ ist. Unsere Kinder sind ganz unterschiedlich und auch das Schlafverhalten ist immer individuell. Wir möchten euch auf diesem Weg begleiten und helfen, das richtige Verständnis für eine vielleicht anstrengende Situation zu entwickeln. Denn wenn ihr eine Situation besser versteht, kommt sie euch auch nicht mehr ganz so anstrengend vor und nimmt den Druck.

Ganz egal, welches Problem euch gerade betrifft: Das wichtigste für eure Kids sind immer Mama und Papa. Also seid stets bei euren Kindern und begleitet sie, auch wenn es um negative Gefühle geht. Und dann gilt immer im Hinterkopf zu halten: Diese sehr anstrengenden Phasen gehen vorüber und ihr werdet sie vielleicht schon bald vermissen. Also haltet durch und versucht es sogar zu genießen. Ihr werdet gebraucht, ihr dürft kuscheln, ihr dürft tragen!

Liebe Mary, überall hören wir das Zauberwort „Durchschlafen“. Was heißt das überhaupt?

Mary: „Von Durchschlafen wird gesprochen, wenn ein Kind fünf Stunden am Stück schläft. Das klingt erst einmal nicht viel, und das ist es auch nicht. Im ersten Lebensjahr verdreifacht sich das Gehirnvolumen der Kinder und dafür benötigt das Kind schlicht Energie. Dass es also nachts auch noch hungrig oder durstig wird, ist eigentlich verständlich. Damit sich diese Aufwachphasen aufgrund von Hunger verkürzen, darf immer auf die Nahrungsaufnahme am Tag geschaut werden. Wird das Kind satt?“

Wellenförmige Schlafentwicklung

Aber das nächtliche Erwachen hat nicht immer nur mit Hunger oder Durst zu tun.

Mary: „Genau. Das Baby will sich natürlich versichern, dass es in Sicherheit und nicht allein ist. Das ist lebensnotwendig. In der Nacht werden außerdem alle Erfahrungen des Tages verarbeitet. Die Schlafentwicklung eines Kindes verläuft wellenförmig und es gibt besondere ‚Touchpoints‘ an denen sich das Schlafverhalten eines Kindes häufig noch einmal verändert. Um den 8. Monat zum Beispiel schlafen viele Babys schlechter und das „Durchschlafen“ wird wieder schwieriger. Zu diesem Zeitpunkt beginnt für viele die Fremdelphase, also die Angst vor anderen und fremden Personen. Gerade nachts brauchen die Kinder daher Mama und Papa umso mehr und suchen körperliche Nähe und Sicherheit.“

Die Erfahrungen am Tag geben also schon die Nacht vor?

Mary: „Ganz klar. Und wenn die Babys tagsüber schon viel Nähe und Tragen spüren durften – und zwar nicht nur, wenn es unzufrieden ist – dann kann es sein, dass es sich nachts sicherer fühlt und weniger häufig wach wird. Tatsächlich ist es so, dass Kinder, die tagsüber viel getragen werden und Nähe erfahren, in der Nacht bis zu 64% weniger schreien. Die Vorarbeit am Tag lohnt sich also. Sorgt dabei dafür, dass auch ihr euch tagsüber Ruhepausen und Kraftquellen schafft und nehmt Hilfe immer an. Macht es euch leicht“

Wie geht die Schlafentwicklung weiter?

Mary: „Ein weiterer Touchpoint kommt oft rund um den zweiten Geburtstag. Hier beginnt die Trennungsangst. Das Kind ist mit zwei Jahren mobil und in der Lage sich zu entfernen. Die Trennungsangst fungiert dann wie ein unsichtbares Gummiband, damit das Kind immer wieder zur Bindungsperson zurückkommt. Ohne dieses wäre es Gefahren ausgesetzt.“

Rituale schaffen

Und mit diesem Wissen kann man die Situation dann auch schon viel entspannter sehen, oder?

Mary: „Genau. Häufig reicht schon so eine Information aus um gelassen zu bleiben. Ab dem dritten Lebensjahr ist die kindliche Schlafentwicklung dann abgeschlossen. Alle kognitiven und physischen Prozesse sind abgeschlossen und das Kind ist in der Lage zu verstehen – das ist das Elternzimmer, das ist das Kinderzimmer, du kannst aber jederzeit zu uns zurückkommen. Diese Option sollte das Kind immer haben. Auch da spielt Zeit eine große Rolle. Wenn ich mir eine Veränderung wünsche, muss ich mir die Zeit dafür nehmen. Zwei Wochen braucht ein Kind um eine Veränderung zu verinnerlichen.“

Der Auszug in das eigene Zimmer sollte also nicht von heute auf morgen erfolgen?

Mary: „Das eigene Zimmer als Schlafraum zu etablieren, sollte ein begleiteter Prozess sein. Sucht zusammen das Bett aus, richtet das Zimmer gemeinsam ein und schmückt es. Die ersten Nächte solltet ihr bei dem Kind bleiben. Anschließend genügt die Einschlafbegleitung. Findet ein gemeinsames Ritual. Das Bett kann so schön und gemütlich sein, wie es nur geht – erst Mama und Papa machen es zu einem heimeligen Ort.“

Schlafbedarf richtig einschätzen

Und auch, wenn das Kind schon lange im eigenen Bett schläft, kann es wieder Rückschritte geben.

Mary: „Das ist völlig normal. Warum das Kind nachts zum Beispiel wieder wach wird und an „durchschlafen“ nicht mehr zu denken ist, hat oft soziale Gründe. Schaut euch dann immer den Tag an, hat sich hier etwas verändert? Gibt es eine neue Fremdbetreuung? Hat das Kind tagsüber zu wenig gegessen?“

Was, wenn das Kind sehr lange braucht um einzuschlafen?

Mary: „Viele Einschlaf- und Schlafstörungen resultieren daraus, dass der Schlafbedarf des Kindes überschätzt wird. Viele Eltern haben eine fixe Einschlafzeit im Kopf, weil sie auch abends Zeit für sich haben möchten. Und wenn das Kind mehr Zeit im Bett verbringt, als es eigentlich braucht, entstehen negative Gefühle. Beobachtet das Schlafverhalten der Kinder genau. Kinder, die wenig Schlaf brauchen, brauchen in der Regel auch sehr lange um müde zu werden. Vielschläfer hingegen werden auch schnell müde.

Denkt immer daran, wer als Baby und Kind positive Erlebnisse mit dem Thema Schlaf gemacht hat, schläft auch als Erwachsener besser. Schlaf ist dabei kein persönlicher Erfolg oder Misserfolg. Nehmt den Druck raus und seht das Schlafen wie es ist – etwas ganz und gar entspanntes!“

Die ganze Elternsprechstunde mit Mary im Video

Sieh Dir jetzt die gesamte Folge unserer Elternsprechstunde im Video an. Hast Du weitere Fragen? Dann stell sie gerne unten in den Kommentaren.

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Zur Elternsprechstunde: In regelmäßigen Abständen findet auf unseren Facebook- und Instagram-Kanälen ein Live-Expertentalk statt mit tollen Themen rund um Schwangerschaft, Stillzeit, Geburt und Elternschaft. Sei beim nächsten Mal unbedingt live dabei und stell auch Deine persönlichen Fragen!

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Autor

Eliza

Eliza ist eigentlich ein Großstadtmädchen und hat in Wien, Valencia, London, Berlin und Frankfurt gelebt, bevor es sie in das beschauliche Münsterland zog. Hier ist sie mit Mann, zwei Kindern und Hund voll und ganz angekommen und genießt jeden Tag die Vorzüge des Landlebens: frische Luft statt volle Straßen, Nachbarschaftsliebe statt Anonymität und vor allem die unendliche Weite vs. Skyscraper-Schluchten. Als Digital-Junkie liebt sie alles, was die Online-Welt betrifft. Social Media ist ihre absolute Leidenschaft, die sie bei Ernsting’s family nun auch zum Beruf gemacht hat. Online sowie offline heißen Eliza‘s Keywords #Familie #Freunde #Reisen #Fashion #Food.

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