Mutterrollen, Muttersein, Mutter, Mutterschaft, Elternsprechstunde

Susanne Mierau über die perfekte Mutter

2. Dezember 2019

Susanne Mierau ist Bestseller-Autorin, Gründerin von ‚Geborgen Wachsen‘, Kleinkind-Pädagogin und dreifache Mutter. Wir haben mit ihr über das Bild der perfekten Mutter, die Ansprüche der Gesellschaft und ihr neues Buch ‚Mutter.Sein‘ gesprochen. Unter diesem Beitrag findet Ihr das gesamte Videos mit allen Ratschlägen zum Anschauen.

Verunsicherung pur

Wie sieht es bei der Generation Cappuccino-Mutter tatsächlich aus?

Susanne Mierau: „Viele Mütter und Familien sind heute überlastet und die Anforderungen werden immer höher. Nicht nur die Familie und Kinder müssen fehlerfrei sein, auch der Haushalt muss gemeistert werden, das Aussehen stets top und der Sport darf nicht zu kurz kommen. Viele Eltern sind total verunsichert und stellen sich und die Beziehung zu ihrem Kind immer wieder infrage.“

Wie hat sich das Mutterbild verändert?

Susanne Mierau: „Das Mutterbild gibt es schon so lange und wird seit Generationen übertragen und weitergedreht. Früher sind Kinder in Gruppen aufgewachsen und Mütter hattten rundherum Unterstützung. Es gab andere Frauen und Männer, die Aufgaben übernommen haben. Heute werden immer mehr Aufgaben in den Bereich der Mutter verlagert und innere Bilder von Mutterschaft prägen die Gesellschaft ganz stark über Werbung. Das setzt sich in unseren Köpfen fest. Und gerade dieses Mutterbild setzt uns total unter Stress.“

Eigene Grundbedürfnisse erfüllen

Und lässt auch keinen Raum für den Menschen hiner der Mutter, oder?

Susanne Mierau: „Selbstfürsorge ist für das Elternsein ganz wichtig. Die ganzen Anforderungen lassen häufig das Gefühl außer Acht. Wir können aber nur für das Kind gut da sein, wenn wir unsere Grundbedürfnisse erfüllen. Wenig Essen, wenig schlafen, das alles verursacht Stress und führt dazu, dass wir nicht mehr in Balance sind. Dazu gehört auch zu wenig Bewegung, Sozialkontakte oder Anerkennung.

Stress entsteht, sobald wir hiervon zu wenig haben. Dann können wir nicht mehr einfühlig sein und wir sehen Dinge einfach aggressiver und ungedüldiger. Das führt auch dazu, dass wir in Bezug auf unsere Kinder die Bedürfnisse nicht richtig interpretieren. Zum Elternsein gehört ganz klar auch dazu, auf sich zu achten.“

Ich muss also meine Bedürfnisse erfüllen bevor Not entsteht?

Susanne Mierau: „Das ist meine Aufgabe, ja. Wir dürfen uns aber auch keinen Freizeitstress machen, sondern entspannt darauf achten. Es ist wichtig weg vom Stress zu kommen, immer das Kind zuerst bedienen zu wollen. Denn es gibt meistens auch noch andere Bezugspersonen, die Aufgaben übernehmen können. Und die können das genauso gut.“

‚Mutter‘ ist Übungssache

Also sollten wir die Väter und Großeltern noch mehr in die Pflicht nehmen?

Susanne Mierau: „Muttersein und Fürsorge ist eine Übungssache. Für Väter, die häufig keine Rollenvorbilder hatten, also selbst Väter hatten, die abends dabei waren, aber keine klassische Fürsorgearbeit übernommen haben, ist es besonders schwierig. Daher ist es ganz wichtig, diesen Vätern Dinge zu überlassen, damit sie auch mitmachen können.

Väter und Mütter haben ähnliche Hormone, die ausgeschüttet werden. Dass die Mütter häufig das bessere Gefühl haben kommt nur daher, dass sie häufig mehr Zeit mit den Kindern verbringen. Einzig die Hormone durch die Geburt und das Stillen sind anders. Häufig machen Väter und Mütter Dinge komplett anders, und das ist dann aber auch okay für die Kinder.“

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Väter machen lassen

Ist die Elternzeit für Väter dann eigentlich unumgänglich?

Susanne Mierau: „Wenn Väter Elternzeit nehmen können, ist es super und sorgt natürlich für viele Übungsstunden. Wenn es nicht geht, ist es gut, wenn sie im Alltag Sachen übernehmen und die Signale des Kindes kennen lernen, also zum Beispiel Windeln wechseln oder füttern. Wir Mütter müssen die Väter dann aber machen lassen. Und auch wenn die Windel mal schief gewickelt ist, ist es nicht schlimm.“

Wir können durchatmen

Du hast über die moderne Mutter ein Buch geschrieben. Was ist Deine Botschaft?

Susanne Mierau: „Es gibt so viele Mütter, die wegen Erschöpfung zur Kur gehen oder einen Burnout erleiden. Meine Botschaft: Wir können durchatmen. Das überhöhte Mutterbild ist gar nicht notwendig. Wir wollen, dass die Kinder gut aufwachsen und wir ihnen einen guten Start ins Leben geben. Klar ist: Unsere Kinder sind von sich aus toll und wir können ihnen mit wenig Sachen einen guten Start ermöglichen. Es gibt eine große Verunsicherung von dem Ideal, das uns vor Augen geführt wird. Es gibt hier aber keine Messlatte. Wir müssen auf unsere Familie und unsere Kinder schauen. Es gibt ganz unterschiedliche Temperamente und daher können wir uns untereinander einfach nicht vergleichen. Findet Euren Weg und bleibt auch in schwierigen Situationen bei Euch selbst.

Die ganze Elternsprechstunde mit Susanne im Video

Sieh Dir die gesamte Folge unserer Elternsprechstunde im Video an. Hast Du weitere Fragen? Dann stell sie gerne unten in den Kommentaren!

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Zur Elternsprechstunde: In regelmäßigen Abständen findet auf unseren Facebook- und Instagram-Kanälen ein Live-Expertentalk statt mit tollen Themen rund um Schwangerschaft, Stillzeit, Geburt und Elternschaft. Sei beim nächsten Mal unbedingt live dabei und stell auch Deine persönlichen Fragen!

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Autor

Eliza

Eliza ist eigentlich ein Großstadtmädchen und hat in Wien, Valencia, London, Berlin und Frankfurt gelebt, bevor es sie in das beschauliche Münsterland zog. Hier ist sie mit Mann, zwei Kindern und Hund voll und ganz angekommen und genießt jeden Tag die Vorzüge des Landlebens: frische Luft statt volle Straßen, Nachbarschaftsliebe statt Anonymität und vor allem die unendliche Weite vs. Skyscraper-Schluchten. Als Digital-Junkie liebt sie alles, was die Online-Welt betrifft. Social Media ist ihre absolute Leidenschaft, die sie bei Ernsting’s family nun auch zum Beruf gemacht hat. Online sowie offline heißen Eliza‘s Keywords #Familie #Freunde #Reisen #Fashion #Food.

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