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Elternsprech­stunde: Stillen und Flasche

3. September 2019

Kaum ist das Baby auf der Welt, robbt es zu Mamas Brust und trinkt zum ersten Mal: In der Realität ist das Stillen nicht immer so märchenhaft wie diese romantische Wunschvorstellung. Wir haben in unserer Social Media Elternsprechstunde mit Stillberaterin Veronika Langenberg gesprochen, und Ihr habt ganz viele Fragen zum Thema Stillen, Fläschchen und Beikost gestellt. Hier haben wir die wichtigsten Fragen und Antworten für Euch zusammengestellt.

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Stillen und Stillstart

Vorab ist wichtig zu erwähnen: Jede Mutter trifft in Sachen Stillen oder Fläschchen ihre eigene Entscheidung, jede Mutter hat eine eigene Geschichte, einen eigenen Körper und ein eigenes Leben. Ob Stillen oder Fläschchen: Jede Entscheidung ist die Richtige für Mama und Baby, niemand muss sich rechtfertigen. Wir sagen: Schluss mit Mama-Shaming!

Was spricht für das Stillen?

Veronika: „Stillen ist die natürliche Ernährung eines Babys. Gestillte Kinder sind statistisch erwiesen deutlich weniger krank, beispielsweise leiden sie weniger unter Mittelohrentzündungen oder Magen-Darm-Erkrankungen. Muttermilch schützt auch vor schwereren Erkrankungen wie Leukämie im Kindesalter und auch die Mütter profitieren gesundheitlich enorm davon: So wird das Risiko verschiedener Krebsarten minimiert, außerdem sinkt die Wahrscheinlichkeit für Diabetes oder Osteoporose und die Rückbildung der Gebärmutter wird unterstützt.“

Und auch kurze Nächte stecken Still-Mamis besser weg?

Veronika: „Genau. Das Oxytocin gibt es beim Stillen gratis. Es gilt als das Hormon der Liebe und wird beim Stillen vermehrt ausgeschüttet. Oxytocin ist verantwortlich für den Milchspendereflex und wird über die Muttermilch auch an das Kind übertragen und auch beim Kind während des Stillens ausgeschüttet. Es festigt die Mutter-Kind-Bindung und hilft Müttern runterzukommen. Das ist auch mit der Grund, warum Müttern während des Stillens oft eine wahnsinnige Müdigkeit überfällt. Alles entspannt sich und ist in stressigen Zeiten ganz hilfreich.“

Kurse zur Stillvorbereitung

Sollte ich mich schon in der Schwangerschaft auf das Stillen vorbereiten?

Veronika: „Eine frühe Stillvorbereitung ist sehr hilfreich. Leider ist es so, dass Stillen nicht unbedingt ein naturgegebener Reflex ist, auch, wenn man das meinen könnte. Es gibt Kinder, die müssen das Stillen erst lernen, andere werden dazu geboren.“

Das Baby ist endlich da. Wie gehe ich beim ersten Anlegen vor?

Veronika: „Wenn das Baby spontan im Krankenhaus geboren ist, bleiben Mama und Kind für zur Bonding-Phase im Kreißsaal. Kinder durchlaufen nach der Geburt verschiedene Phasen. Erst einmal kommen sie runter und schlafen häufig. Nach 60 bis 90 Minuten werden sie wacher. Mütter sollten sich die Zeit nehmen und Kindern die Zeit geben anzukommen. In der Regel fangen die Kinder dann selbst an nach der Brust zu suchen. Dabei darfst Du Dein Kind natürlich unterstützen. Ein Kind kann aber zum Beispiel aus der Bauchlage heraus auf der Brust liegend zur Brust krabbeln.

Wenn das Kind keinen eigenen Impuls entwickelt, darf das Kind auch aktiver angelegt werden. Schön ist es, wenn eine Hebamme beim ersten Mal unterstützt. Achte auf die frühen Stillzeichen Deines Babys und leg es immer direkt an.“

Wenn Schnuller, dann erst später

Gibt es die ideale Stillbrust?

Veronika: „Nein! Kinder kommen mit den unterschiedlichsten Brustformen klar. Lasst die Babys einfach machen. An Deiner Brust wird es nicht liegen! Auch mit einer flachen Brustwarze kommt ein Kind gut klar. Wichtig dabei ist, dass das Kind vorher keine anderen Saugreize gespürt hat. Stillhütchen und Schnuller sind hier also kontraproduktiv. Säuglinge sind schlau und warten darauf, mit einer normalen Brust kommen sie dann schlechter klar. Ein Schnuller maskiert die frühen Stillzeichen des Babys. Das Stillen nach Bedarf ist aber sehr wichtig, damit das Baby häufig genug kleine Mengen bekommen.“

Wie lange sollte ein Kind stillen?

Veronika: „Die WHO (World Health Organisation) empfiehlt ungefähr sechs Monate ausschließlich zu stillen oder Pre-Nahrung zu geben. Wenn alle Beikostzeichen erfüllt sind (mit Hilfe aufrecht sitzen können, Zungenstreckreflex verschwunden, Auge-Hand-Mund-Koordination funktioniert), kann es mit der festen Nahrung los gehen. Hier ist wichtig zu erwähnen, dass Beikost im ersten Lebensjahr Muttermilch oder Pre-Nahrung nicht ersetzen soll. Auch mit einem Jahr kann noch 80% der Energie aus der Muttermilch gewonnen werden. Auf die Menge kommt es nicht an, solange das Kind gut wächst.“

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Zu wenig Milch extremst selten

Habe ich zu wenig Milch?

Veronika: „Dass eine Frau von Natur aus zu wenig Milch produzieren, ist extremst selten. In der Regel sind alle Frauen, die ein Kind geboren haben, in der Lage genug Milch zu produzieren. Häufig ist die Menge ein Problem des Stillmanagements. Wenn die Brust nicht effektiv genug oder nicht häufig genug geleert wird, kann es zu Stillproblemen kommen. Außerdem können Schnuller oder ein nicht gut initiiertes Zufüttern Probleme darstellen. Achtet stets auf die Stillabstände. Milchbildende Brüste brauchen acht Stillmahlzeiten am Tag, damit die Milchbildung aufrecht erhalten bleibt.“

Aber was, wenn mein Baby abends stundenlang trinkt und nicht satt zu werden scheint?

Veronika: „Ein phasenweises Cluster-Feeding ist völlig normal. Wir nennen es auch das Lagerfeuerstillen. Die Brust ist nach zwei Stunden Dauertrinken nicht voll, aber auch nie leer. Gehe dem Bedürfnis des Kindes nach – denn es ist nicht unbedingt ein Hungerbedürfnis. Häufig steckt ein einfaches Saugbedürfnis dahinter oder das Baby verarbeitet Erlebtes vom Tag. Das Kind bringt sich so runter und sichert sich vor allem die Milchmenge für den nächsten Tag. Achte bitte auf die Gewichtsentwicklung, leg Dich zusammen mit dem Kind hin, nutze eine Tragehilfe um die Hände frei zu haben und Dir Freiräume zu schaffen und sorge für kleine Ruheinseln. Diese Phasen können sehr anstrengend sein, gehen aber vorbei.“

Die ganze Elternsprechstunde mit Veronika im Video

Sieh Dir jetzt die gesamte Folge unserer Elternsprechstunde im Video an. Hast Du weitere Fragen? Dann stell sie gerne unten in den Kommentaren.

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Zur Elternsprechstunde: In regelmäßigen Abständen findet auf unseren Facebook- und Instagram-Kanälen ein Live-Expertentalk statt mit tollen Themen rund um Schwangerschaft, Stillzeit, Geburt und Elternschaft. Sei beim nächsten Mal unbedingt live dabei und stell auch Deine persönlichen Fragen!

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Autor

Eliza

Eliza ist eigentlich ein Großstadtmädchen und hat in Wien, Valencia, London, Berlin und Frankfurt gelebt, bevor es sie in das beschauliche Münsterland zog. Hier ist sie mit Mann, zwei Kindern und Hund voll und ganz angekommen und genießt jeden Tag die Vorzüge des Landlebens: frische Luft statt volle Straßen, Nachbarschaftsliebe statt Anonymität und vor allem die unendliche Weite vs. Skyscraper-Schluchten. Als Digital-Junkie liebt sie alles, was die Online-Welt betrifft. Social Media ist ihre absolute Leidenschaft, die sie bei Ernsting’s family nun auch zum Beruf gemacht hat. Online sowie offline heißen Eliza‘s Keywords #Familie #Freunde #Reisen #Fashion #Food.

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