Mama-Streit: Spielzeugwaffen – ja oder nein?

1. Januar 2016

Katharina The Nachtsheim Session - Part One12.2.2014@ Niels Starnick

Ich muss zugeben, dass ich bei dem Thema Spielzeugwaffen noch idealistisch bin, weil es bei uns zu Hause noch keine wirkliche Rolle spielt. Mein Sohn wird im Januar erst zwei, schiebt am liebsten Autos über den Fußboden oder fährt Bobbycar. Meine fünfjährige Tochter malt, spielt mit Puppen oder düst mit ihrem Fahrrad durch die Gegend. Bisher war ich also noch nie in der Situation, dass mich eins meiner Kinder in einem Spielzeugladen um eine Plastik-Waffe anbettelt. Ich finde: Zum Glück!
Denn natürlich beobachte ich Nachbarsjungs beim Spielen. Einige von ihnen sind wild, laut, auf der Schwelle zum Mannsein. Sie tragen Maschinenpistolen aus Plastik um den Körper, ballern kleine Bälle aufeinander, ahmen die Geräusche von Kugelhagel nach. Ich verstehe ja, dass Jungs ihre Energie rauslassen müssen – aber muss das so sein? Könnten Sie nicht einfach auf einem Fußballfeld einem Ball hinterherlaufen, bis sie platt sind? Könnten sie nicht in eine Kletterhalle oder zum Boxen? Müssen sie wirklich Tötungsspielchen spielen? Mir gefällt einfach nicht, dass sie mit täuschend echt aussehenden Waffen aufeinander schießen. Vielleicht bilde ich es mir ein, aber ich finde, diese Jungs verändern sich, während sie sich mit ihren Waffen durch die Straßen jagen. Sie wirken aggressiver, ungehemmter.
Dass körperliche Kämpfe – wahrscheinlich gerade zwischen Jungs – dazu gehören, sehe ich ein. Würde es für mich einen Unterschied machen, wenn sie statt mit Waffen mit Stöcken aufeinander zielen? Ich glaube ja. Ein Stock ist und bleibt ein Stück Holz. Eine Plastik-Knarre lässt keinen Raum mehr für Phantasie. Es ist völlig klar, warum Pistolen benutzt werden. Um andere zu verletzen. Und das soll wirklich witzig sein, Spaß machen?
Diejenigen, die mich jetzt für übertrieben sensibel halten, werden fragen: „Wirst Du Deinen Kindern dann im Sommer etwa auch die Wasserspritzpistolen verbieten?“ Verbieten nicht, aber ich würde versuchen, Alternativen anzubieten. Es gibt doch tolle Wasserspritzen, die nicht nach Waffen aussehen. Und Wasserbomben sind sowieso klasse..
Ich weiß, dass meine Abneigung gegen Spielzeugwaffen sicher noch Wutanfälle bei meinen Kindern auslösen wird. Weil „alle anderen auch eine haben“. Aber ganz ehrlich: Es ist mir egal, was alle anderen machen. Ich finde, es gibt tausend schönere Dinge, mit denen Kinder spielen können, als mit Waffen.

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In unserer Familie dürfen Kinder Kinder sein. Sie dürfen die Welt mit allen möglichen Sinnen erfassen und erfahren, das ist mir wichtig. Sie dürfen sich ganzjährig verkleiden oder auf Tapetenrollen Straßenlandschaften malen. Nun feiern wir hier im Rheinland ja auch ausgiebig Karneval, so dass die Diskussion um Spielzeugwaffen bei uns schon relativ früh aufkam. In die Schule dürfen die Kinder sie nicht mitnehmen. Sollten wir sie also auch verbieten?
Wir haben uns dagegen entschieden. Gegen ein Verbot. Ein Cowboy darf bei uns seinen Colt dabei haben. Ein Indianer Pfeil und Bogen, natürlich nicht mit Giftspitze, sondern mit Plastikpfropfen, damit der Pfeil an der Scheibe kleben bleibt. Was dieser Entscheidung zugrunde lag?
Nun, ein ungeschriebenes Elterngesetz lautet schließlich:  Was verboten ist, wird noch cooler in den Augen der Kinder. Das wollten wir vermeiden. Zum anderen: Mit einem Verbot könnten sie den vernünftigen Umgang mit den Geräten nicht lernen. Zum Beispiel, dass man niemals auf Menschen zielt und wenn, dann nur auf die Beine, wie echte Polizisten. Das kann man ihnen so erklären. Wer bei uns auf Menschen zielt, muss seine Waffe abgeben. Das gilt auch für Besuchskinder, da bin ich streng.
Im Grunde ist eine solche Spielzeugwaffe ja auch nur ein Stück Plastik. Für die Kinder! Was wir als Eltern da reininterpretieren – Kriege oder Morde oder Tod – das verbinden unsere Kinder ja noch gar nicht damit. Für sie sind die Dinger also noch nicht so belastet wie für uns.
Die Kinder spielen im Garten Räuber und Gendarm, lauern hinter Hecken, rufen „Puff, Peng“. Für sie ist das nicht mehr als ein Abenteuer. Mit dem Wort Tod verbinden sie nicht mehr als ein theatralisches Umfallen, um dann lachend wieder aufzuspringen und den vermeintlichen „Gegner“ oder „Verfolger“ zu erschrecken. Puff, Puff, Peng, Peng.
Eine Ausnahme gibt es bei uns aber: bei Wasserpistolen im Sommer, wenn alle in Badehosen durch den Garten flitzen. Dabei denken die Kinder dann aber auch weniger an Erschießen, als vielmehr an den Spaß – und die Erfrischung. Man muss es ja auch nicht übertreiben mit den Regeln. Sonst wird das alles doch wieder zu spannend.

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Autor

Katharina und Lisa

Als drittes von fünf Kindern war Katharina immer klar: Sie will selbst auch eine große Familie haben. Mhhhh - doch dann kam zuerst das Studium, eine Ausbildung und schwupps war sie Ende 20, als ihre Tochter geboren wurde. Heute ist sie, Katharina, 33. Im Januar kam Baby Nr. 2 , der Traum von der Großfamilie besteht immer noch. Und weil die ja nicht nur von Luft und Liebe leben kann, arbeite sie als Journalistin mit Themenschwerpunkt... genau: Familie. Lisa ist 32 und beschäftigt sich, seit sie Mutter dreier Kinder ist, natürlich oft und viel mit Familienthemen. Um nicht ihrem gesamten Freundeskreis mit Kinder-Anekdoten zu nerven, schreibt sie in vielen Ecken und Enden des Internets darüber, z.B. bei www.nusenblaten.de oder www.stadtlandmama.de. Mit Kindern, Mann, Großeltern und vielen Tieren lebt sie direkt am Waldrand. Ihre eigene Kindheit verbrachte sie vor allem auf dem Fußballplatz, auf dem ihr Bruder kickte, während sie mit dem Einrad drumherum kurvte... Gemeinsam schreiben Katharina und Lisa unsere Kolumne "Mama-Streit".

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