Mama-Streit: Dürfen die Großeltern meine Kinder verwöhnen?

28. Mai 2015

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Großeltern sind für mich ein Segen! Denn sie sind mit meinen Kindern verwandt und lieben sie, wie nur Omas und Opas ihre Enkel lieben. Wenn die Großeltern da sind, kann ich mich ein wenig zurückziehen, kann ohne die sonst immer mitschwingende Verantwortung für die Situation innehalten, mich zurücklehnen und mal die Außenperspektive einnehmen. Denn ja, im Alltag sehe ich vor lauter Bäumen den Wald manchmal nicht. Da bin ich so beschäftigt mit den Bedürfnissen meiner Kleinen, dass ich nur noch in der Situation aufgehe und nicht die Möglichkeit habe, mal von außen auf uns drauf zu schauen. DAS ermöglichen mir die Großeltern. Durch sie kann ich zum unbeteiligten Beobachter werden. Zum staunenden und stolzen. Kann mir vor Augen führen, welches Glück ich da gerade erfahren darf mit meinen Kindern. Und weil sie mir das ermöglichen, möchte ich ihnen einen Umgang gewähren, den sie selbst für den richtigen halten – ohne dass ich mich einmische. Durch die Großeltern darf ich mich ab und zu nochmal in eine andere Rolle begeben. Bekomme mal ein Mittagessen gekocht, statt es selbst zuzubereiten und nochmal kurz – wie früher – von der Versorgerin zur Umsorgten werden. Das ist fantastisch. Sie geben mir Freiräume. Und ich ihnen.

Und ja, ich weiß noch, wie es in der Säuglingszeit nervte, wenn die Oma immer, wenn das Kind schrie, sagte, es müsse wohl Hunger haben. Auch wenn es gerade erst gegessen hatte. Und ja, ich weiß noch, wie ich mich daran gewöhnen musste, dass nur noch die Kinder Gesprächsthema waren und der Fokus komplett auf ihnen. Aber. Großeltern sind so wertvolle Begleiter für Kinder, wenn die Chemie stimmt. Dieses Glück haben wir. Und natürlich machen die Großeltern einiges anders. Aber sie haben ja auch schon mich beziehungsweise meinen Mann vernünftig groß gekriegt – also vertraue ich ihnen. Sie dürfen die Kinder nach Herzenslust verwöhnen, was spricht dagegen? Ich freue mich, wenn sich meine Kleinen auf ihre Großeltern freuen. Ich rede den Großeltern nicht rein, auch nicht, wenn es das fünfte Eis oder Päckchen Gummibärchen gibt. Das ist ganz und gar ihre Sache und die Kinder profitieren meines Erachtens davon, wenn sie merken, dass es bei anderen Menschen andere Regeln und Gewohnheiten gibt. Natürlich würde ich etwas sagen, wenn sie die Kinder im Winter ohne Jacke rausgehen lassen würden (würden sie nie!). Aber ansonsten finde ich, sollten wir uns raushalten aus dem Umgang zwischen den Großeltern und Enkeln. Ich finde, da sollten wir als Eltern auf keinen Fall dazwischenfunken. Denn die Großeltern wollen – wie wir – ja nur das Beste für die Kinder. Und warum sollten unsere Kinder nicht einfach auch mal einen Nachmittag verwöhnt werden, wenn sie bei Oma und Opa sind. Wir selbst lassen uns ja schließlich auch gern verwöhnen 😉

 

Katharina The Nachtsheim Session - Part One12.2.2014@ Niels Starnick

Dies ist ein Thema, bei dem ich mich immer fühle wie der miese Spielverderber. Der mit erhobenem Zeigefinger herumsteht und allen die Party versaut. Es ist nicht schön, aber leider ab und zu notwendig. Ich gebe mal ein Beispiel: Ostern. Da ich kein großer Freund von Geschenke-Schlachten bin, bringt der Osterhase nur Kleinigkeiten. Und die versteckt er früh morgens im Garten. Oma und Opa haben aber auch was besorgt und möchten das den Kindern nachmittags geben. Und die andere Oma hat noch ein Oster-Paket geschickt, das aber erst zwei Tage später eintrudelt – ist doch egal, hat der Osterhase eben nachgereicht. NEIN, das ist nicht egal. Allein schon um die kindliche Phantasie zu schützen, kommt der Osterhase EINMAL zu uns in den Garten, er verliert nicht zwischendrin noch tausend Sachen bei den Großeltern und reicht auch nichts nach. Das bringt Kindern meiner Meinung nach nämlich nichts – die einzigen, die davon profitieren, sind die Großeltern.

Ich glaube, dass Großeltern wunderbar wichtig sind. Die Kinder lernen durch sie ganz andere Dinge als durch die Eltern. Ich selbst vergöttere meine Großmutter und erinnere mich selbstverständlich gerne an die Übernachtungsbesuche bei ihr, bei denen ich länger aufbleiben und mehr Süßigkeiten essen durfte. Das finde ich auch nicht schlimm – weil es Ausnahmen waren. Selbst kleine Kinder begreifen, wenn es sich um einen besonderen Anlass handelt und können sich darauf einstellen. Schwierig finde ich es aber dann, wenn es zur Regelmäßigkeit wird. Wenn bei Oma, die zweimal die Woche die Kinder hütet, immer TV geguckt werden darf. Wenn Opa nie „Nein“ an der Supermarktkasse zu Süßigkeiten sagt. Wenn die Großeltern sich nicht an Geschenke-Vereinbarungen zu Ostern/Weihnachten/Geburtstag halten. Ich bin die Mutter, ich habe den Haupterziehungsauftrag und ich möchte nicht übergangen werden. Und ich möchte nicht immer neben den Großeltern ablosen a la „Du bist blöd! Oma erlaubt mir das immer.“

Natürlich weiß ich, dass die Großeltern sich oft gar nicht bewusst sind, in welche Verlegenheit sie mich bringen. Deshalb habe ich die Flucht nach vorne gewagt, ihnen erzählt, wie es sich anfühlt, immer der Spielverderber sein zu müssen. Dass ich es schwierig finde, dass sie meine Erziehungserfolge innerhalb von Sekunden einreißen und ich wieder von vorne anfangen darf. Ich habe ihnen auch gesagt, dass sie verwöhnen dürfen – ja sogar sollen – aber eben in dem richtigen Maß. Und in Absprache mit mir.

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Autor

Katharina und Lisa

Als drittes von fünf Kindern war Katharina immer klar: Sie will selbst auch eine große Familie haben. Mhhhh - doch dann kam zuerst das Studium, eine Ausbildung und schwupps war sie Ende 20, als ihre Tochter geboren wurde. Heute ist sie, Katharina, 33. Im Januar kam Baby Nr. 2 , der Traum von der Großfamilie besteht immer noch. Und weil die ja nicht nur von Luft und Liebe leben kann, arbeite sie als Journalistin mit Themenschwerpunkt... genau: Familie. Lisa ist 32 und beschäftigt sich, seit sie Mutter dreier Kinder ist, natürlich oft und viel mit Familienthemen. Um nicht ihrem gesamten Freundeskreis mit Kinder-Anekdoten zu nerven, schreibt sie in vielen Ecken und Enden des Internets darüber, z.B. bei www.nusenblaten.de oder www.stadtlandmama.de. Mit Kindern, Mann, Großeltern und vielen Tieren lebt sie direkt am Waldrand. Ihre eigene Kindheit verbrachte sie vor allem auf dem Fußballplatz, auf dem ihr Bruder kickte, während sie mit dem Einrad drumherum kurvte... Gemeinsam schreiben Katharina und Lisa unsere Kolumne "Mama-Streit".

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