Zwei Welten unter einem Dach oder die Frage lieber einen Holz- oder einen Glastisch?

22. September 2014

Wohnungen einzurichten ist eine Sache, mit dem Freund eine gemeinsame Wohnung einzurichten eine andere. Wer nicht das Glück hat, dem Einrichtungsstil des Partners zu 100% zu entsprechen, der weiß wovon ich rede. Diskussionen und noch mehr Diskussionen sind an der Tagesordnung, wenn zwei Haushalte zusammengelegt werden wollen. Am schönsten finde ich, wenn diese gedanklich und optisch meilenweit auseinanderliegen. In unserem Fall hieß das: Vintage-Liebhaberin mit einem Faible für skandinavisches Wohndesign und Holzmöbeln trifft auf Liebhaber eines kühlen, modernen Looks mit möglichst wenig Schick-Schnack und gerne hochwertigen Möbelstücken aus Glas und Metall.

Kaum war der Mietvertrag unterzeichnet ging das Kopf-Kino los und ich stellte mich gedanklich hochmotiviert den wichtigen Einrichtungsfragen. Prüfte, welche Wandfarbe mit der Couch harmonierte und welche Vorhänge zur Bettwäsche passten. Welche Küchenartikel waren doppelt oder fehlten und welche Bilder sollten an die Wand? Die größte Herausforderung waren jedoch unsere Möbel. Mein heiß geliebter Massivholztisch mit dem immer noch leicht schimmernden Rotweinfleck von der letzten geselligen Runde und kleineren Kratzern, die alle eine Geschichte erzählten, erhielt einen zentralen Platz im Wohnzimmer, umrahmt von einem bunten Mix aus unterschiedlich geformten Holzstühlen. Den letzten Schliff erhielt er durch passende kleine Deko-Highlights und Blumenarrangements. Ein wahrlich tolles Ensemble. Leider sah mein Freund das ein wenig anders und legte ein Veto ein. Lang und breit wurde mein schwerer klobiger Holz Esstisch verurteilt und erst die Stühle, die so gar nicht zueinander passten. Außerdem hätten einige von denen sicher bereits Holzwürmer und überhaupt die beste Zeit hinter sich. Da wüsste man ja nicht mal, ob die noch einen sicheren Sitz bieten, so wackelig wie sie wirkten. Das man sie und auch den Tisch aufarbeiten und mit ein wenig Farbe auch einen neuen Look verpassen könnte, was ich ja an Holz gerade so schön finde, wollte mein Freund nicht gelten lassen. Auch mein Argument, dass Holz einfach eine viel schönere Haptik hat, sich lebendig anfühlt, Behaglichkeit ausstrahlt und in der richtigen Kombi auch sehr modern wirken kann, traf auf taube Ohren. Mein Freund wollte seinen Esstisch mit Glasplatte auf Metallfüßen und den passenden Stühlen. Auch beim Couchtisch und beim Fernsehtisch sollte die Glasvariante Einzug halten. Schließlich sei sie ja viel pflegeleichter und weniger anfällig für Kratzer. Nach dem Essen nur mal kurz abwischen und alles strahlt und glänzt, wie eh und je. Gebrauchsspuren? Fehlanzeige. Der Glastisch ist laut meines Freundes eine zeitlose Schönheit. Das Gleiche gilt natürlich auch für die Metallstühle, die einfach robuster und damit langlebiger sind.

In den kommenden Wochen folgten Diskussionen und noch mehr Diskussionen. Letztlich erforderte die Einrichtung unserer gemeinsamen Wohnung eine wahrliche Meisterleistung an Kompromissen. Mit dem Ergebnis können wir aber beide durchaus zufrieden sein. Mein Massivholztisch durfte bleiben und teilt sich jetzt das Wohn-/Esszimmer mit einem Couchtisch aus Glas. Unsere Gäste können wählen, ob sie lieber auf Holz- oder Metallstühlen Platz nehmen wollen. Der Schreibtisch ist eine Glasplatte, die auf Holzböcken ruht und der Fernsehtisch…ja, was soll ich sagen, über den diskutieren wir noch. Vielleicht hängen wir den Fernseher letztlich einfach an die Wand? 😉

Titelbild: © virtua73 – Fotolia.com

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Autor

Katrin

Katrin wohnt in Münster, liebt es Neues zu entdecken und hat ein großes Faible für Interior-Design. Dafür verbringt sie gerne Stunden damit, über Flohmärkte zu tingeln oder ausgiebig in Wohnzeitschriften und Interior-Büchern zu blättern. Ihr liebstes Möbelstück ist der Stuhl in sämtlichen Formen und Farben. Sie besitzt eine gewisse Schwäche für Süßigkeiten, die sie mit ausgiebigen Joggingeinheiten und Yoga bekämpft. Gerne mit einem neuen schicken Paar Sneaker, die auch im Alltag ein unverzichtbarer Teil ihrer Garderobe sind.

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