Mama-Streit: Ist es ok, große Weihnachtsgeschenke zu machen?

11. Dezember 2017

The Nachtsheim Session - Part One12.2.2014@ Niels StarnickKatharina

„Lasset die Geschenkeschlacht beginnen“, schrieb mir neulich eine Freundin und schickte ein Bild  der drei Adventskalender ihrer Kinder mit. Sie hatte noch einen zwinkernden Emoji dahinter gehängt – der aber eigentlich überflüssig war. Denn ja: Der Dezember hat es Geschenke-technisch in sich.
Adventskalender, Nikolaus, Weihnachten – und bei uns kommt noch dazu, dass meine Kinder im November, Dezember und Januar Geburtstag haben. Wir kommen also aus dem Feiern gar nicht mehr heraus.
Ich liebe es, meinen Kindern eine Freude zu bereiten – aber letztes Jahr hatte ich am Ende des Geschenke-Marathons ein mieses Gefühl. Denn es war alles viel zu viel. Großeltern, Paten und Freunde schickten alle ebenfalls Pakete. Das machte gemeinsam mit unseren Geschenken einen riesigen Berg Geschenke. Die Folge: Die Kinder und ich verloren den Überblick – und ehrlich gesagt auch die Wertschätzung dafür.
Daher habe ich beschlossen, dass wir das dieses Jahr anders machen. Ich habe allen Verwandten konkrete „Aufträge“ erteilt oder gesagt, dass sie sich an einer größeren Anschaffung beteiligen sollen. Ich wollte nicht, dass die xte Packung Buntstifte gekauft wird oder dass die Autosammlung meines Sohnes noch größer wird.
So sehr ich Weihnachten mag, so sehr nervt mich auch dieser Konsumwahn. Mehr und größer scheint das Motto auch in vielen befreundeten Familien zu sein. Denn: Wenn es zu Ostern schon ein neues Fahrrad gab, dann muss das Weihnachtsgeschenk den Nachwuchs wirklich aus den Socken hauen. Und so werden Unsummen an Geld investiert, um die Kinderzimmer weiter voll zustopfen.
Das mache ich nicht mehr mit. Meine Kinder teilen sich einen Adventskalender, an Nikolaus gibt es nur ein paar Süßigkeiten und zu Weihnachten wird vorher überlegt: Was ist sinnvoll und was brauchen die Kinder wirklich?
Natürlich weiß ich, dass für Kinder Geschenke zu Weihnachten dazugehören, dass sie sich das ganze Jahr auf das Auspacken freuen. Aber müssen es 20 Geschenke sein oder reichen auch drei oder vier?
Ich stelle nämlich fest: Zu viel überfordert die Kids, meine wussten dann immer gar nicht, mit was sie zuerst spielen sollten, manches ging total unter und lag erstmal tagelang in der Ecke.
Mit meiner Großen habe ich das auch schon besprochen. Ich habe ihr gesagt, dass sie ja wirklich bereits sehr viel Spielzeug hat und dass wir uns auch von einigem Alten erstmal trennen müssen, bevor neues dazu kommt. Wir haben aussortiert und Spielsachen gespendet – so hat meine Tochter auch gleich gelernt, dass andere Kinder eben nicht so privilegiert sind wie sie. Eine gute Message zu Weihnachten, finde ich.
Mit meinem Mann habe ich übrigens auch vereinbart, dass wir uns lieber vornehmen, in den nächsten Monaten mal alleine ins Kino zu gehen oder zum Italiener, als krampfhaft etwas Materielles zu schenken. Es ist ein gutes Gefühl, sich dem „Schenken um des Schenkens willen“ einfach mal zu entziehen.

 

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Das erste Mal, dass ich vor Rührung weinte, war an Weihnachten. Ich war 12 Jahre alt und ich war so überrascht und überwältigt. Es ging gar nicht um die Größe des Geschenkes, es ging darum, dass sich meine Eltern unglaublich viele Gedanken gemacht hatten und dass sie mir einen Traum erfüllten, den ich seit Jahren hegte. Für mich war das ein prägendes Erlebnis.

Meine Mutter schafft es immer, zu Festen und Ehrentagen die Stimmung so wunderschön aufzuladen, da wird nicht einfach ein Geschenk hingelegt, da wird dann auch noch eine Girlande aufgehängt und alles auf einer Samtdecke hergerichtet. Das rührt mich deswegen so, weil sie eigentlich sagt, sie kann mit solchen festen – und ganz besonders mit Weihnachten – nichts anfangen. Als ihr Cousin sie neulich fragte, ob sie schon in Adventsstimmung sei, da sagte sie nur: „Ich bin NIE in Adventsstimmung.“

Und trotzdem: Am Abend vor Heiligabend werden die Türen des Wohnzimmers verriegelt, auf ihnen kleben plötzlich goldene Sternchen und erst, wenn wir am nächsten Tag aus der Kirche zurück sind und Weihnachtslieder gesungen haben –schellt die Glocke des Christkindes und die Türen des Wohnzimmers werden wieder geöffnet. Da schreiten wir dann als Großfamilie rein, überall Lichter und echte Kerzen. Wir singen vor dem Baum und jede Person im Raum hat einen eignen, üppig dekorierten Geschenketisch.

Es ist dieser Zauber, den ich auch gern an meine Kinder weitergeben möchte, weil sie ihn heute schon so mögen. Bei uns wird kein Fest im Jahr so feierlich zelebriert. Alles ist so besonders. Das Essen besonders, die Stimmung besonders, die Geschenke besonders.

Bei uns gibt es zu Ostern keine Geschenke, sondern Ostereier. Bei uns gibt es zum Nikolaus keine Geschenke, sondern Nüsse und Schokolade. Zum Geburtstag gibt es Dinge, die die Kinder brauchen, Pullis, Stifte, Rucksäcke. Zu Weihnachten aber darf es auch mal etwas Großes sein. Ein dickes Päckchen, mit viel Papier und üppiger Schleife. Am besten etwas, mit dem man am Abend noch Spaß haben kann. Ein Gesellschaftsspiel, ein Lego-Gefährt zum Aufbauen, ein Einrad, mit dem Runden um den Tisch gedreht werden. Das gilt bei uns nicht nur für Familienmitglieder. Auch für die syrische Flüchtlingsfamilie, die wir betreuen, wird es Geschenke geben. Es ist dieses eine Mal im Jahr, an dem alles mal ganz besonders sein darf. Zum Glück wissen das auch schon unsere Kinder so sehr zu schätzen.

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Autor

Katharina und Lisa

Als drittes von fünf Kindern war Katharina immer klar: Sie will selbst auch eine große Familie haben. Mhhhh - doch dann kam zuerst das Studium, eine Ausbildung und schwupps war sie Ende 20, als ihre Tochter geboren wurde. Heute ist sie, Katharina, 33. Im Januar kam Baby Nr. 2 , der Traum von der Großfamilie besteht immer noch. Und weil die ja nicht nur von Luft und Liebe leben kann, arbeite sie als Journalistin mit Themenschwerpunkt... genau: Familie. Lisa ist 32 und beschäftigt sich, seit sie Mutter dreier Kinder ist, natürlich oft und viel mit Familienthemen. Um nicht ihrem gesamten Freundeskreis mit Kinder-Anekdoten zu nerven, schreibt sie in vielen Ecken und Enden des Internets darüber, z.B. bei www.nusenblaten.de oder www.stadtlandmama.de. Mit Kindern, Mann, Großeltern und vielen Tieren lebt sie direkt am Waldrand. Ihre eigene Kindheit verbrachte sie vor allem auf dem Fußballplatz, auf dem ihr Bruder kickte, während sie mit dem Einrad drumherum kurvte... Gemeinsam schreiben Katharina und Lisa unsere Kolumne "Mama-Streit".

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