Mama-Streit: Unfreiwilliges Ehrenamt?
14. August 2017Katharina
Es gibt diese Szene, die an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist: Eltern sitzen auf kleinen Stühlen in einem Klassenzimmer/Kita-Gruppenraum und gucken verlegen auf den Boden. Oder starren in ihr Handy oder auf die Fingernägel. Dann ist mit großer Wahrscheinlichkeit gerade die Frage gestellt worden: „Wer übernimmt denn das Amt des Elternvertreters?“ Und natürlich hat mal wieder niemand Zeit oder Lust.
Ich hab ein paar Mal versucht, diese Peinlichkeit auszuhalten, habe es aber nicht geschafft und mich dann doch jedes Mal gemeldet. Denn eigentlich finde ich: Es kann nicht sein, dass wir von Kita oder Schule immer nur fordern und fordern – uns selbst aber nie einbringen. Deshalb kriege ich auch einen Schreikrampf, wenn ich sehe, dass die „Wer bringt was zur Kitafeier mit?“- Liste leer bleibt. Das muss man sich mal überlegen – hier wollen die Erzieher ja nicht privat feiern – es geht darum, unseren Kindern eine schöne Veranstaltung zu bereiten. Und trotzdem scheinen manche Eltern der Meinung zu sein, nichts dazu beitragen zu müssen. Ich rede nicht davon, dass man eine vierstöckige Torte backen muss, aber eine Backmischung zusammen rühren kann wirklich jeder. Oder Muffins beim Bäcker kaufen.
Lustigerweise sind dann die Eltern, die nie etwas beisteuern, diejenigen, die sich beschweren. Die genau wissen, wie was laufen sollte – nur selbst anpacken wollen sie nicht. Mich nervt das total. Ich glaube einfach, dass Schule/Kita besser funktioniert, wenn Eltern sich einbringen. Wenn sie nicht gleich alles ablehnen, was vielleicht etwas Arbeit macht. Das hat auch etwas mit Respekt zu tun. Respekt gegenüber denjenigen, die unsere Kinder Tag für Tag miterziehen, sie unterrichten. Es ist eine Art Danke zu sagen und seine Wertschätzung auszudrücken. Und das haben die allermeisten Lehrer und Erzieher einfach wirklich verdient.
Lisa
Zwei Liter Waffelteig fürs Fußballfest, Fingerfood für die Klassenfeier und ach, das Geschenk für die Lehrerin zum Schuljahresende muss ich ja auch noch besorgen. Die ehrenamtlichen To do-Listen von Eltern mehrerer Kinder sind manchmal so lang wie ein ganzer Businessplan.
Ganz ehrlich, in Stoßzeiten wie vor den Sommerferien wächst mir das echt über den Kopf. Wenn mein Mann am Samstag von 8 bis 10 Uhr Zelte mit aufbaut, ich den Kuchenverkauf ab 12 übernehme und mir dann noch einfällt, dass das dritte Kind ja für den nächsten Tag auch noch ein paar Pizzaschnecken mitbringen soll…
Jedes Mal nehme ich mir dann vor, mich nicht bei allen Veranstaltungen zu melden, denn in der Summe artet das wirklich irgendwann in Arbeit aus. Und da muss ich dann einfach auch mal lernen, Nein zu sagen. Mein Credo bei drei Kindern in drei verschiedenen Klassen: ich werde allerhöchstens in einer Klasse Elternvertreterin. Und wenn ich zweimal im Schuljahr als Lesebegleitung in die Schule gehe, dann muss ich nicht auch noch den Schulausflug begleiten. Wenn es um das Geld einsammeln zum Martinszug geht, melde ich mich auch nicht mehr. Und beim letzten Waffelteig habe ich auch abgesagt, weil wir ja schon das Klassenfest in unserem Garten gefeiert haben.
Manchmal muss man bei Eltern wie mir, die bei Ehrenämtern auch mal Nein sagen, einfach mal hinter die Fassade schauen. Engagieren sie sich vielleicht woanders gerade stark? Ist backen für sie einfach per se eine Strafe und man könnte sie eher um Hilfe beim Tische aufbauen bitten? Haben sie gerade Stress auf der Arbeit, so dass sie sich nicht noch mehr aufhalsen wollen? Denn dann habe ich vollstes Verständnis.
Eltern wird heute eh schon so viel gleichzeitig abverlangt, da kann manchmal schon eine Backmischung das Fass zum Überlaufen bringen. Und wenn sich doch immer nur dieselben Eltern engagieren – was ja häufig der Fall ist – dann sollte im Klassenrat vielleicht einfach mal überlegt werden, ob jeder einen kleinen Betrag X spendet, statt selbst zu backen. Davon können die Snacks dann eben auch mal gekauft werden. Es muss ja nicht zum Standard werden, nur ausnahmsweise – um alle weniger zu belasten. Dann haben sie beim nächsten Fest vielleicht wieder mehr Motivation, sich für die Gemeinschaft einzubringen.