Mama-Streit: Brauchen Kinder feste Bettgeh-Zeiten in den Ferien?

19. Juli 2017

Katharina The Nachtsheim Session - Part One12.2.2014@ Niels Starnick

Hach, der Sommer. Draußen ist es lange hell, der Gatte und ich sitzen auf der Terrasse bei einem Glas Wein, reden über den Tag oder genießen die Stille. Ja – richtig gehört: Die Stille. Bei uns geht es nämlich ab 20 Uhr wesentlich ruhiger zu, weil die Kinder eben alle im Bett sind.
Ja, bei uns gab und gibt es schon immer feste Bettgeh-Zeiten – weil mir das einfach wichtig ist.

Tage mit Kindern sind lang. Meine kleinste Tochter wird momentan morgens kurz vor sechs Uhr wach. Das bedeutet, dass ich ab dann 14 Stunden für meine Kinder da bin. Wir spielen, albern, lachen, toben gemeinsam. Ich tröste, lese vor, streichle, ermutige, erziehe und habe während des Tages praktisch keine Minute für mich. Jedem normalen Arbeitnehmer würde man nach so einem Tag sagen: „Genieße den Feierabend, hast Du Dir echt verdient.“ Aber nein, für uns Mamas gilt das natürlich nicht. Wir sollen rund um die Uhr verfügbar sein.

Ich weiß, dass das viele genau so leben und happy damit sind. Ich bin es aber nicht. Ich brauche Auszeiten, damit ich Kraft tanken kann und am nächsten Tag wieder gut für meine Kinder sorgen zu können. Und diese Auszeiten sind für mich auch die Abende.

Nun stehen drei Wochen Ferien an. Natürlich könnte man da sagen: Die Kinder dürfen so lange wach bleiben wie sie wollen. Aber ich halte auch während der Ferien an den festen Bettgeh-Zeiten fest. Warum? Erstens brauche ich auch in den Ferien meinen Feierabend (wenn nicht noch mehr) und zweitens sind meine Kinder echt abhängig von genügend Schlaf. Gehen sie mal erst gegen 10  Uhr ins Bett, sind sind sie am nächsten Tag unausgeschlafen und unausstehlich. Denn: Obwohl sie später schlafen, wachen sie nicht später auf  – ergo fehlen ihnen wichtige Stunden Schlaf. Außerdem erleben wir tagsüber so viel Außergewöhnliches in den Ferien, dass den Kindern ein paar feste Tagesrituale gut tun.

Mag sein, dass sich die Bettgeh-Zeiten von alleine nach hinten verschieben, wenn die Kinder älter sind. Aber so lange sie abends um acht noch ohne Murren in die Betten fallen, genieße ich weiter meinen Feierabend – in und außerhalb der Ferien.

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Man stellt es sich so romantisch vor – und das war es im Grunde auch. Aber es hat schon auch so seine Tücken, in der Großfamilie aufzuwachsen. Als ich also klein war, wohnten nebenan meine Tante und Onkel mit drei Kindern, daneben wohnten Oma und Opa und daneben noch einmal ein weiterer Onkel mit Tante und zwei Kindern.
Wir wohnten also alle im gleichen Haus, spielten viel miteinander – doch jede Familie hatte ihre eigenen Regeln. Und wenn ich dann eben gerade mit meiner Cousine ins Spiel vertieft war, dann hieß es immer wieder: Schluss jetzt. Um 19 Uhr musst du ins Bett. Auch in den Ferien??? Hui, was habe ich mich immer geärgert. „Aber wir spielen doch gerade, das geht jetzt nicht“, hatte ich es bei den ersten Malen noch versucht. Aber Onkel und Tante blieben strikt: 19 Uhr ist Feierabend.
Bei uns hingegen gab es keine festen Zubettgeh-Zeiten, nie, nicht mal außerhalb der Ferien. Eine Zeitlang ging ich freiwillig um 20.15 Uhr ins Bett, wenn  meine Eltern etwas in der Primetime sehen wollten, aber es gab auch immer mal Ausnahmen. Eine Karnevalssitzung am Abend? Ich durfte mit – unter der Bedingung, am Morgen aufzustehen und nicht über Müdigkeit zu meckern. „Wer feiern kann, der kann auch früh aufstehen“, pflegte meine Mutter zu sagen. Und irgendwie habe ich diesen Leitspruch für meine Kinder übernommen. Um 20.15 Uhr einen Film zu gucken, schaffe ich dadurch zwar beinahe nie. Aber manchmal schauen wir eben einen zusammen. Ja, auch in der Schulzeit mal, wenn es besonders interessant ist. Das sind Ausnahmen, klar, und ich weiß, dass der nächste Tag vielleicht schwieriger wird, weil alle müde und deswegen vielleicht schneller reizbar sind. Aber wir sind nun mal keine Maschinen.
In den Ferien ist es noch toller. Da gibt es nicht nur keine festen Zubettgeh-Zeiten, sondern auch keine festen Aufstehzeiten am nächsten Morgen. Und so wenig man sich das in der Kleinkind-Phase vorstellen kann: Irgendwann schlafen Kinder wirklich länger als bis 6.15 Uhr am Morgen! Unsere Drei schlafen in den Ferien auch gern mal bis 10 Uhr. Gut für die Mama, die dann schon einmal im Home Office lostippen kann.
Mir ist es fremd, das Abendritual an einer Uhrzeit festzumachen. Bei uns ginge das ehrlich gesagt auch gar nicht. Mal haben die Jungs so lang Fußball, dass wir jede Woche aufs Neue den Rahmen sprengen und es immer später wird als geplant. Mal sind wir so müde, dass wir schon recht früh nach oben gehen. Und dann eben länger vorlesen. Ganz so, wie unsere Laune es uns gerade vorgibt. Ich liebe diese Flexibilität. Auch wenn das natürlich bedeutet, dass man schlechter planen kann. Um 20.15 Uhr einen Film gucken? Nun ja, das ist bei uns eben meist nicht möglich… Aber dafür schenkt uns diese Spontanität aber eben auch wunderbare Kuschelabende, spontane Grill-Aktionen oder heimliche Nachtwanderungen, die wir sonst verpasst hätten.
Was hätte ich drum gegeben, mit meiner Cousine die Spiele noch fertig zu spielen statt sie um Punkt 19 Uhr gehen lassen zu müssen. Deswegen dürfen auch unsere Kinder vor dem Zähneputzen fertig spielen. Dann sind wir halt mal einen Tag lang müde – oder schlafen in den Ferien aus. Einschränkungen gibt es im Leben doch eh schon genug.

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Autor

Katharina und Lisa

Als drittes von fünf Kindern war Katharina immer klar: Sie will selbst auch eine große Familie haben. Mhhhh - doch dann kam zuerst das Studium, eine Ausbildung und schwupps war sie Ende 20, als ihre Tochter geboren wurde. Heute ist sie, Katharina, 33. Im Januar kam Baby Nr. 2 , der Traum von der Großfamilie besteht immer noch. Und weil die ja nicht nur von Luft und Liebe leben kann, arbeite sie als Journalistin mit Themenschwerpunkt... genau: Familie. Lisa ist 32 und beschäftigt sich, seit sie Mutter dreier Kinder ist, natürlich oft und viel mit Familienthemen. Um nicht ihrem gesamten Freundeskreis mit Kinder-Anekdoten zu nerven, schreibt sie in vielen Ecken und Enden des Internets darüber, z.B. bei www.nusenblaten.de oder www.stadtlandmama.de. Mit Kindern, Mann, Großeltern und vielen Tieren lebt sie direkt am Waldrand. Ihre eigene Kindheit verbrachte sie vor allem auf dem Fußballplatz, auf dem ihr Bruder kickte, während sie mit dem Einrad drumherum kurvte... Gemeinsam schreiben Katharina und Lisa unsere Kolumne "Mama-Streit".

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