Mama-Streit: Sollten sich Mütter untereinander vergleichen?

23. Januar 2017

Katharina The Nachtsheim Session - Part One12.2.2014@ Niels Starnick

Neulich, im Rückbildungs-Kurs, saß drei Matten weiter eine Frau, von der ich dachte, sie hätte sich verirrt. Denn im Gegensatz zu mir hatte sie keine fettigen Haare, keine Augenringe, sie gähnte auch nicht nonstop. Warum bitte schön sah die so gut aus? Und warum hatte sie eigentlich gar kein Kind dabei, sondern konnte ungehindert den kompletten Kurs mit turnen, während ich die meiste Zeit mein Baby stillte?
Die Antworten gab es am Ende der Stunde. Ihre Tochter schlafe bereits durch und die Oma würde gerade Babysitter spielen, damit sie in Ruhe Sport machen könne. Mir fiel die Kinnlade runter – denn ihre und meine Lebenswirklichkeit lagen meilenweit auseinander.
Sofort überlegte ich: „Wieso kriegt sie es hin, das Baby schon abzugeben und ich nicht?“ Und „Wie macht sie das bloß, dass das Baby schon durchschläft?“
Kurz: Ich machte mich selbst klein und sie zur Übermutter. Das Interessante: Bis ich diese Mutter getroffen hatte, fand ich mein Baby und mich eigentlich ziemlich ok. Erst durch den Vergleich mit Mrs. Rückbildungskurs 2017 begann ich an mir zu zweifeln.
Leider ist das ja so ein Ding zwischen uns Müttern, dass wir immer rechts und links gucken müssen. Wer hat schneller seine alte Figur wieder? Wer schafft es, den Haushalt zu wuppen – trotz 40 Stunden Arbeitswoche? Wer backt die cooleren Kindergeburtstags-Kuchen? Wer engagiert sich mehr in der Kita oder Schule?
Ich habe das so satt. Ich will nicht recht und links gucken, sondern auf mich und meine Familie. Was andere schaffen, muss ich nicht schaffen. Was in anderen Familien klappt, muss bei uns nicht funktionieren. Ich möchte meinen Weg gehen und Spaß dabei haben. Diese ständigen Vergleiche mit anderen Müttern bringen nichts – außer schlechte Laune und miese Gefühle. Daher: Schluss damit! So wie jedes Kind einzigartig ist, ist es auch eben jede Mutter!

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Motherwars, Mütterkiege – das Wort kommt mir jüngst immer öfter zu Ohren und ich denke immer: Was? Wo? Und wieso überhaupt? Dass sich Mütter bekriegen und sich gegenseitig nicht die Butter (sorry: die Margarine) auf dem Brot gönnen, davon wird unheimlich oft erzählt – in der Theorie. Und ich kann zwar nur von meiner Praxis berichten, aber ich habe nicht das Gefühl, im analogen Leben jemals Zeugin eines Mütterkrieges geworden zu sein, geschweige denn selbst mal in einen hineingeraten zu sein.
Natürlich, im Internet gibt es schon mal bissige Kommentare, aber das hat sicherlich auch viel mit enttäuschten Erwartungen und Missverständnissen zu tun. Sollten sich Mütter deswegen nicht mehr vergleichen? Ganz im Ernst: Übertragen wir das Phänomen doch mal auf die Arbeitswelt. Natürlich schauen wir mal links und rechts, was Kollege y oder y macht. Und das kann oft auch ganz schön gut sein, denn vielleicht können wir uns ja etwas Gutes abschauen, uns Inspiration holen!? Genauso verhält es sich mit den Müttern.
Wenn mir eine Mitmama sagt, dass sie ihr Kind linksrum statt rechtsrum wickelt, dann muss ich das nicht gleich als Angriff empfinden und einen „Motherwar“ vom Zaun brechen, sondern kann mir das anhören und zu Hause mal auszuprobieren. Beim nächsten Sandkasten-Date kann ich ihr dann berichten, ob ich beim Linksrum- oder beim Rechtrumwickeln geblieben bin und ihr im Gegenzug meinen coolen Trick für mehr Staufläche im Kinderzimmer verraten. Wenn wir es genau nehmen, vergleichen wir uns in solchen Momenten. Wir sollten diese Vergleiche aber nicht in Neid, sondern in Konstruktives umwandeln. Wenn die ’ne tolle Wickeltechnik hat, dann schau ich mir die halt ab. Zack, glücklich. Wir dürfen eben nur nicht den Fehler machen, Idealen hinterher zu hecheln, die wir nicht erreichen können. Wir müssen lernen, uns innerhalb unserer Möglichkeiten wohlig einzurichten. Dann steht einer glücklichen Mutterschaft trotz all der Vergleiche nichts mehr im Weg.

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Katharina und Lisa

Als drittes von fünf Kindern war Katharina immer klar: Sie will selbst auch eine große Familie haben. Mhhhh - doch dann kam zuerst das Studium, eine Ausbildung und schwupps war sie Ende 20, als ihre Tochter geboren wurde. Heute ist sie, Katharina, 33. Im Januar kam Baby Nr. 2 , der Traum von der Großfamilie besteht immer noch. Und weil die ja nicht nur von Luft und Liebe leben kann, arbeite sie als Journalistin mit Themenschwerpunkt... genau: Familie. Lisa ist 32 und beschäftigt sich, seit sie Mutter dreier Kinder ist, natürlich oft und viel mit Familienthemen. Um nicht ihrem gesamten Freundeskreis mit Kinder-Anekdoten zu nerven, schreibt sie in vielen Ecken und Enden des Internets darüber, z.B. bei www.nusenblaten.de oder www.stadtlandmama.de. Mit Kindern, Mann, Großeltern und vielen Tieren lebt sie direkt am Waldrand. Ihre eigene Kindheit verbrachte sie vor allem auf dem Fußballplatz, auf dem ihr Bruder kickte, während sie mit dem Einrad drumherum kurvte... Gemeinsam schreiben Katharina und Lisa unsere Kolumne "Mama-Streit".

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