Hobbys für Kinder

Der Familienratgeber: Welche Hobbys für mein Kind?

17. Oktober 2016

Sportverein, Musikschule, kreative Angebote, Fremdsprachen usw. Kinder können heute fast in jedem Alter aus einem riesigen Angebot für die Freizeit wählen. Das führt manchmal zu der Frage: Was und wieviel ist gut?

Wie viele Freizeitangebote sind gut?

Gleich nach der Geburt geht es los: Babymassage, Wassergewöhnung, Krabbelgruppe, Förderangebote… Viele Eltern haben beim ersten Kind das Gefühl, wenn man da nicht mit macht, verpasst das Kind gleich schon wichtige Entwicklungschancen. Dabei brauchen Babys erstmal gar nicht so viel. Freizeitstress sollten sie nicht haben. Oft sind diese Gruppen für die Eltern wichtig, weil sie so mal aus dem Haus und Alltag kommen und sich mit anderen austauschen können. Für die Kinder sollte es ein entspanntes Angebot sein, das man auch mal verpassen darf, weil man gerade müde ist und schlafen möchte. Ist das Angebot Stress, weil man immer schauen muss, dass das Kind vorher schläft oder nichts verpasst, weil es dann hungrig ist, dann passt das Angebot eben nicht.

Auch im Kleinkind- oder Kindergartenalter sind solche Angebote schön, um andere Familien kennenzulernen, sich zu bewegen und vor allem erste Erfahrungen mit anderen Kinder zu sammeln. Allerdings ist es völlig normal, dass Kinder in diesem Alter noch nicht zusammen spielen. Das entwickelt sich erst im Kindergartenalter.

Im Kindergartenalter beginnen dann viele Kinder mit einem Hobby, oft im Jahr vor der Schule. Hier gibt es ein breites Angebot, aus dem man wählen kann. Dabei ist es eine Frage der Einstellung, ob man ein Hobby wählt, dass mit Üben/regelmäßigem Training und Auftritten/Turnieren verbunden ist und oftmals mehr Zeit benötigt oder es mehr um erste Erfahrungen mit verschiedenen Hobbys geht. Wichtig ist zu wissen, dass Fremdsprachenkurse in diesem Alter zwar einen ersten Kontakt mit anderen Sprachen ermöglichen – um diese Sprache aber wirklich zu beherrschen und das Erlernte nicht zu verlieren, muss ein Kind regelmäßig und vor allem auch noch im Grundschulalter die Sprache durchgehend üben.

Wie viele Hobbys ein Kind hat, hängt neben dem finanziellen Aspekt und den Interessen auch davon ab, wie die Familie und das Kind ihre Freizeit gestalten wollen. Auch wenn oft als Richtwert 2 bis 3 Termine genannt werden: Manche haben gerne viel freie Zeit, um draußen oder zu Hause alleine oder mit anderen zu spielen und sich mit Freundinnen und Freunden zu verabreden. Manche Kinder mögen gerne die feste Struktur der Angebote und viele Anregungen. Und was für manche Kinder stressig ist, ist für andere genau die richtige Anzahl Termine. Aber: Für die gesunde Entwicklung ist es wichtig, dass Kinder unverplante Zeit haben. Jedes Kind sollte auch Zeiten haben, in denen es selbst überlegen kann und vor allem auch mal muss, was es jetzt tun könnte. Langeweile ist nicht schlimm, sondern ein Phänomen, das viele Kinder heutzutage gar nicht mehr kennen. Aber nur wer seine Bedürfnisse kennt und weiß, was ihm gut tut, kann auf sich achtgeben und für sich sorgen.

Je älter die Kinder werden, desto mehr Zeit nimmt auch die Schule im Tagesablauf ein. Viele Schulen bieten Nachmittagsbetreuung und AGs an, so dass sich heute viel der Freizeit in die Schule verlagert. Der Vorteil sind kurze Wege und oftmals preisgünstigere Angebote, die sich die meisten Familien leisten können. Der Staat unterstützt zusätzlich z.B. den Besuch eines Sportvereins oder einer Musikschule durch Hilfen für Bildung und Teilhabe.

Und wie finde ich die richtigen Hobbys für mein Kind?

Grundsätzlich soll das Kind natürlich sein Hobby mögen – und es nicht etwa allein deshalb besuchen, weil die Eltern dies für wichtig halten oder sie dieses Hobby z.B. selbst gerne als Kind ausgeübt hätten. Hat das Kind keine eigenen Ideen, kann man ihm Vorschläge machen. Dabei kann man sich fragen: Was macht mein Kind von sich aus gerne? In welchen Bereichen hat es Stärken? Aber auch: Wo braucht es Förderung, um seine Entwicklung zu unterstützen? Lieber ein Einzelangebot oder ein Hobby in Gruppe/Mannschaft? Was fördere ich mit festen Terminen, was in der Familie? Ein gutes Beispiel ist der Bereich Sport und Bewegung: Es gibt viele verschiedene Sportarten, die in unterschiedlicher Art und Intensität angeboten werden – vom Kinderturnen bis zum Leistungsturnen. Mindestens genauso wichtig für Kinder ist aber, dass sie nicht nur einmal in der Woche zum Kinderturnen gehen, sondern sich im Alltag bewegen und die Familie dies auch vorlebt und gemeinsam gestaltet.

Hobbys sind natürlich etwas anderes als notwendige Förderung wie Ergotherapie oder Logopädie. Diese sollten auch keine Qual für das Kind sein, sonst ist es der falsche Therapeut/die falsche Therapeutin. Aber bei notwendiger Förderung gibt es natürlich keine Wahl, ob Ja oder Nein.

Und wenn das Hobby mal keinen Spaß macht?

Hobbys sollten Freude machen. Natürlich muss auch mal eine Phase überwunden werden, wenn das Klavierüben nicht so viel Spaß macht. Hobbys helfen auch das Durchhalten zu lernen. Wenn das Kind aber überhaupt keine Lust hat oder gar nur den Eltern zuliebe mitmacht, dann sollte es aufhören dürfen. Dazu sollte man dem Kind einen überschaubaren Zeitpunkt nennen: „Bis zu den Sommerferien probierst Du das Hobby aus, dann entscheiden wir zusammen, ob es weitergeht“.

Und liebe Eltern, es ist auch in Ordnung, einmal zu schauen, ob es auch für die gesamt Familie passt. Denn viele Eltern haben ebenfalls Freizeitstress, da sie Taxi für ihre Kinder spielen. Im Extremfall wird Kind A hierhin gebracht, dann Kind B dorthin, Kind C sitzt auf der Bank, während die Schwester Fußball spielt oder geht mit der Mutter einkaufen, während sein Bruder Blockflöte lernt. Da wird der Alltag schnell zum Dauerstress. Grundsätzlich gilt es also, die richtige Balance zu finden, zwischen Hobbys, Förderung im Alltag und wirklich freier Zeit. Denn Hobbys sollen auch Ausgleich sein für die Pflichten wir Schulalltag und Hausaufgaben. Und auch in selbst gestalteten Zeit lernen Kinder ein einiges: Spielen gehört zu den wichtigsten Erfahrungen und Lerngelegenheiten  der Kindheit!

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Autor

Christiane

Dr. Christiane Alvarez ist Diplom-Psychologin und Mutter von zwei Kindern. In ihre Beiträge fließt die mehrjährige Erfahrung aus der Beratung von Familien, ErzieherInnen und Lehrkräften ein.

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