Karnevalsbräuche in Deutschland und Österreich

27. Januar 2016

Klar, wir kennen die großen Karnevalsumzüge in Köln, Düsseldorf oder Mainz, aber wie sehen in diesen Orten sowie in anderen Karnevalshochburgen die dazugehörigen Karnevalsbräuche aus? Wir haben uns mal auf der närrischen Landkarte schlau gemacht:

Nubbelverbrennung in Köln:

In DER Karnevalshochburg schlechthin, kennt ihn und sein trauriges Ende Jeder: Der Nubbel! Er symbolisiert den Sündenbock im rheinischen Karneval und hängt als große, angezogene Strohpuppe über vielen Kölner Kneipen. In der Nacht von Karnevalsdienstag auf Aschermittwoch wird der Nubbel jedoch verbrannt. Somit wird also „die Fastnacht begraben“ und das jecke treiben findet ein Ende. Meistens wird der Nubbel feierlich auf einer Bahre und bei Kerzenschein „zu Grabe getragen“ und ein als Geistlicher verkleideter Karnevalist verliest die Anklageschrift, in der dem Nubbel die Schuld an meist vielen Vergehen gegeben wird. So zum Beispiel, dass man viel Geld vertrunken hat, dass man vielleicht zu viel geflirtet hat, etc. Die Menschenmenge fordert schließlich ein, dass der Nubbel für alle diese Sünden verbrannt werden soll – im Volksglauben ist dann wieder alles bereinigt. Freilich geht es für die Närrinnen und Narren nach der Nubbelverbrennung direkt wieder zurück in die Kneipe… 😉

Perchtenlaufen in Salzburg:

Ganz besonders schaurige Gestalten laufen bereist ab dem Neujahrstag im Salzburger Land herum. Hier vertreiben die so genannten Perchten mit einer großen Glocke den kalten Winter, bzw. die bösen Geister des Winters. Die Tradition des Perchtenlaufs hat eigentlich weniger etwas mit Karneval, als mit der Zeit der Rauhnächte (Zeit zwischen Heiligabend und dem Dreikönigstag) zu tun und jedes Örtchen in den bayerisch-österreichischen Alpen hat seine ganz eigenen Perchtengestalten und –brauchtümer. Manchmal vermischt sich der Perchtenlauf auch mit dem weiteren typischen Brauch der Alpenregion: dem Krampuslauf. Was alle diese Traditionen jedoch gemeinsam haben, sind die gruseligen und meist sehr haarigen Masken, unter denen man ihre Träger kaum erkennen kann.

Einäscherung des Hoppeditzes in Düsseldorf:

Was den Kölnern Ihr Nubbel ist, das ist den Düsseldorfern ihr Hoppeditz. Auch diese Figur wird an Aschermittwoch – jedoch bei Tag – im Garten des Düsseldorfer Stadtmuseums verbrannt und eingeäschert. Alle Zuschauer des Spektakels tragen zu diesem traurigen Anlass und zum Abschied von der Karnevalszeit schwarze Kleidung und essen traditioneller Weise Fisch. Sehr wahrscheinlich bedeutet das Wort Hoppeditz „hüpfendes Kind“ von hoppe für hüpfen und Ditz für Knirps, bzw. Kind. Zu Beginn der Karnevalssession, also am 11.11., hält jedes Jahr aufs Neue ein renommierter Düsseldorfer Karnevalist als Hoppeditz verkleidet, pünktlich um 11.11 Uhr, aus einem Senftopf vor dem Reiterstandbild von Jan Wellem auf dem Düsseldorfer Marktplatz vor dem Rathaus eine typisch bissig-karnevalistische Eröffnungsrede. Der Oberbürgermeister Düsseldorfs geht dann jedes Mal vom Rathausbalkon auf diese Rede ein.

Narrensprung in Rottweil:

Lautes Peitschenknallen und Schellenklingeln hallt am Rosenmontag und Karnevalsdienstag durch die Straßen des baden-württembergischen Ortes Rottweil. Während des Umzuges durch die Altstadt springt immer wieder die traditionelle Figur des Federhannes wild umher. Ihn begleiten neben ganz vielen fantasievollen Gestalten, noch der Gschell, der Schantle, der Guller sowie die Riesenfigur des „Langen Mannes“ und das dicke Weib. Den Zaungästen werden von den mitgehenden Närrinnen und Narren aus einem Buch die „Vergehen“ der Stadt seit der letzten Karnevalssession aufgesagt. Es ist eine besondere Ehre als Passant von einem Narr angesprochen zu werden. Nach dem Aufsagen dürfen sich die Zuschauer dann eine kleine Süßigkeit aus einem Korb aussuchen, den die Narren stets bei sich führen.

Rumskedi-Kater in Beckum:

Wer meinen letzten Karnevalsartikel gelesen hat, der weiß, dass ich aus der westfälischen Karnevalshochburg Beckum komme 😉 Hier ist ein schwarzer Kater die Leitfigur des närrischen Treibens und vor dem „Helau“ wird noch ein kräftiges „Rumskedi“ gerufen. Der Ausdruck „Rumskedi“ bedeutete wohl in der Sprache des fahrenden Volkes so etwas wie „Narrenstadt“ und da Beckum schon sehr lange eine Narrenstadt ist, nachweislich seit dem Jahr 1467, präsentierten zwei Beckumer Geschäftsmänner auf einer Sitzung des Karnevalsvereins „Na, da wären wir ja wieder“ im Jahr 1934 das neue Karnevalsmotto samt Symbolfigur, nämlich „Rumskedi! Dao schitt de Katte in’t Häcksel“. Rumskedi-Helau stand also seitdem als neuer Schlachtruf fest und der schwarze, buckelige Kater auf gelbem Grund wurde das Maskottchen des Beckumer Karnevals. Mittlerweile hat dieser nicht ganz so stubenreine Kater einen eigenen Karnevalswagen (auf ihm thront ein riesiger schwarzer Kater aus Pappmaché, der sowohl aus Mund und Popo Wasser spritzt. Ein großer Spaß und Schrecken zugleich für große und kleine Jecken 😉 ) sowie Orden, Ohrringe, Deko-Figuren und alles weitere, was das Karnevals-Merchandising-Herz höher schlagen lässt.

Politischer Karneval in Mainz:

Beim Rosenmontagsumzug und in den Büttenreden bei den vielen Karnevalssitzungen sticht der Mainzer Karnevals als der politischste hervor. Hier wird mit wohlgesetzten Pointen das nationale, aber auch internationale politische Geschehen aufs Korn genommen und den führenden Politikerinnen und Politikern der Spiegel vorgehalten. Nach wie vor haben auch die Karikaturen des Militärs und ihre Uniformen einen großen Anteil am Mainzer Straßenkarneval.

Ich bin gespannt auf Eure Karnevalsbräuche in Euren Städten! Verratet sie mir gerne hier als Kommentar! Und wenn Ihr noch auf der Suche nach einem originellen Kostüm seid, dann schaut doch mal hier vorbei. 🙂

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Autor

Heike

Heike wohnt ebenfalls im schönen Münster, obwohl sie immer dachte, dass es für sie nach dem Studiumsende hinaus in die große weite Welt geht. Doch dann passierte das, was man das Leben nennt und nun lebt sie glücklich und zufrieden mit ihrem Freund und ihrer kleinen Tochter in einem Vorort Münsters. Ländliche Idylle statt Großstadtdschungel. Den bereist sie jetzt nur noch, wenn sie ihre Freunde in ganz Deutschland besucht und dafür gerne nach Hamburg, Berlin, oder München jettet. In Münster trifft sie sich gerne mit Freunden in den vielen kleinen Cafés und ist hier auch immer auf der Suche nach neuen Kaffee-trink-Locations. Außerdem kennt sie seit der Geburt ihrer Tochter auch sämtliche Spielplatz-Hotspots der Stadt und weiß, in welchem Restaurant die Kellner besonders kinderfreundlich sind ;-) Als Working-Mum versucht sie jetzt Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen und freut sich auf diese neue Herausforderung.

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