Großes Kino, große Gefühle – zu viel für unsere Kinder?

13. Oktober 2014

Wenn wir ins Kino gehen wählen wir den Film ganz bewusst aus, freuen uns schon die ganze Woche auf den Abend im Lichtspielhaus und spätestens, wenn wir den herrlich süßen Popcorn-Geruch wahrnehmen, kann einem guten Film-Abend nichts mehr im Wege stehen.

Wir Erwachsene wissen ganz genau, dass uns Thriller oder Horrorfilme vielleicht zu gruselig sind oder wir die traurige Stimmung eines Dramas noch Tage später mit uns herumtragen. Kinder können diese emotionalen Auswirkungen, die ein vielleicht harmlos anmutender Kinderfilm auslöst, allerdings noch nicht abschätzen. Umso wichtiger ist es, dass wir Eltern ganz genau darauf achten, in welchen Film wir mit unseren Kleinen oder die Kids mit ihren Freunden gehen.

Die FSK

Nicht umsonst gibt es in Deutschland die so genannte FSK, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Diese beurteilt auf Grund des Jugendschutzgesetzes sowie ihren eigenen Grundsätzen, ab wie viel Jahren ein Film freigegeben wird. Auch wenn diese Altersfreigaben uns Eltern eine gute Orientierung bieten, sollten wir dennoch versuchen, uns ein möglichst gutes eigenes Bild des Filmes zu machen, den unsere Kinder besuchen möchten.

Besonders kritisch finde ich zum Beispiel die Regelung, dass Kinder, die erst sechs Jahre alt sind, mit einem Erziehungsberechtigten auch in Filme gehen dürfen, die eigentlich ab zwölf Jahren freigegeben sind.

Während meines Studiums habe ich fünf Jahre im Cineplex in Münster gejobbt und habe dort etliche Diskussionen mit Eltern an der Kasse geführt, die mit ihren Knirpsen in die Harry Potter Filme gehen wollten. Waren die ersten beiden Teile noch ab sechs Jahren freigegeben, so erhielt schon „Der Gefangene von Askaban“ eine FSK von zwölf, durfte aber dennoch von Sechsjährigen gesehen werden, wenn sie einen Erziehungsberechtigten im Schlepptau hatten. Ich habe nicht nur ein Mal weinende gerade Sechsjährige mit ihren Mamas und Papas vor dem Kinosaal sitzen sehen, die panische Angst davor hatten, wieder in den Saal zu gehen, da sie mit der gruseligen Handlung schlichtweg überfordert waren. Alle Harry Potter Filme waren von Beginn an von einer düsteren Magie durchzogen und der schlaue Zauberer musste schon immer gegen alptraumhafte Gegner kämpfen. Von Film zu Film wurden diese Kämpfe immer brutaler und selbst ich habe mir häufig die Hände vors Gesicht gehalten. Wie müssen sich solche Szenen erst auf Zwölf- oder gar Sechsjährige auswirken?iStock_000017228712Medium

Kinder können das Gesehene nur schwer verarbeiten. Sie tauchen mit all ihren Sinnen in die Filmhandlung ein und identifizieren sich sehr stark mit ihren Helden. Auch, wenn sie es vielleicht anfangs ganz cool und aufregend finden, in so einen „erwachsenen“ Film gegangen zu sein, so können die dunklen Szenen, Monster und Gespenster doch nachts in ihren Träumen wiederkehren und Alpträume sowie Tränen verursachen.

Aber auch scheinbar harmlose animierte Filme wie zum Beispiel „Cars“ oder „Toy Story“ haben aus Kindersicht gesehen kurze, düstere, bedrohlich wirkende Szenen. Zwar haben beide Filme eine FSK von null Jahren und die jeweiligen spannenden Szenen sind auch nur sehr kurz, werden schnell aufgelöst und in ein positives Happy End umgewandelt. Dennoch fürchtete sich der kleine Neffe (fünf Jahre) einer Freundin von mir doch sehr arg, als die liebgewonnenen Spielzeuge in „Toy Story 3“ zum großen Finale in einer Müllverbrennungsanlage einen zähen Kampf ums Überleben meistern mussten.

Wichtig ist, dass ihr das Gesehene mit Euren Kindern besprecht, sie nach ihren Gefühlen fragt und sie mit ihren Ängsten ernst nehmt. Erklärt ihnen, dass die Figuren auf der Leinwand oder im Fernsehen keine echten Figuren sind und der Film reine Fiktion ist. Selbstverständlich ist das bei noch sehr kleinen Kindern recht schwierig. Kinder unter drei Jahren sollten daher überhaupt noch gar keine Filme oder (Kinder-) Serien schauen. Sie können die Handlung noch gar nicht begreifen und verarbeiten. Einige große Lichtspielhäuser wie zum Beispiel das Cinemaxx weisen daher auch auf ihrer Internetseite darauf hin, dass Kindern unter drei Jahren der Zutritt zum Kino untersagt ist.

So klappt der Start mit dem Kino-Abenteuer

Wenn die Kleinen ungefähr vier Jahre alt sind, kann man mit ihnen zum ersten Mal das große Abenteuer Kino wagen. Wählt am besten einen recht kurzen Zeichentrick- oder animierten Film aus. Die Zeichnungen sollten sehr groß und klar strukturiert sein, die Schnitte nicht allzu schnell, damit die kleinen Kinderaugen auch alles gut verarbeiten können. Gute Beispiele sind „Lauras Stern“, „Der kleine Maulwurf“ (der Oldie aus den 70ern ist immer noch sehr süß anzusehen und Eure Kinder werden ihn lieben 😉 ) „Der Mondmann“ oder die „Biene Maja“. Ebenfalls solltet ihr darauf achten, einen Kinotag zu wählen, an dem nicht ganz so viel los ist. Eure Kleinen sollen ja schließlich nicht schon von dem Rummel vor der Kinokasse und im Saal total erschlagen sein. Bereitet sie gut darauf vor, dass zu Vorstellungsbeginn der Saal abgedunkelt wird und sie sich darüber nicht erschrecken brauchen (in vielen Kinos werden die Säle bei den Kinderfilmen auch nicht komplett dunkel gemacht, sondern nur abgedimmt). Wenn sie doch Angst haben, können sie sich natürlich ganz eng auf Euren Schoß kuscheln. Und hinterher solltet Ihr euch – wie bereits geschrieben – ganz viel Zeit nehmen, um auf die vielen Fragen und Eindrücke Eurer Kinder einzugehen. So wird der erste Kinobesuch für die ganze Familie ein tolles Erlebnis.

Noch mehr Informationen, wie Kinder Filme wahrnehmen, erhaltet Ihr hier: http://www.kinderundjugendmedien.de/index.php/begriffe-und-termini/433-filmwahrnehmung-von-kindern

Goldene Regeln für die Filmnutzung von Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren gibt’s hier: http://www.schau-hin.info/medien/tv-film/goldene-regeln/goldene-regeln-fuer-kinder-von-3-6-jahren.html

 

diskutier-buttonWelche Filme schaut Ihr denn am liebsten mit Euren Kindern? Ich bin gespannt auf Eure Tipps! 🙂

 

Titelbild: © nullplus istock

Bild Harry Potter: © Paolo Scarlata istock

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Autor

Heike

Heike wohnt ebenfalls im schönen Münster, obwohl sie immer dachte, dass es für sie nach dem Studiumsende hinaus in die große weite Welt geht. Doch dann passierte das, was man das Leben nennt und nun lebt sie glücklich und zufrieden mit ihrem Freund und ihrer kleinen Tochter in einem Vorort Münsters. Ländliche Idylle statt Großstadtdschungel. Den bereist sie jetzt nur noch, wenn sie ihre Freunde in ganz Deutschland besucht und dafür gerne nach Hamburg, Berlin, oder München jettet. In Münster trifft sie sich gerne mit Freunden in den vielen kleinen Cafés und ist hier auch immer auf der Suche nach neuen Kaffee-trink-Locations. Außerdem kennt sie seit der Geburt ihrer Tochter auch sämtliche Spielplatz-Hotspots der Stadt und weiß, in welchem Restaurant die Kellner besonders kinderfreundlich sind ;-) Als Working-Mum versucht sie jetzt Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen und freut sich auf diese neue Herausforderung.

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