Buchtipps: Bunte Sommerlektüre für den Urlaubskoffer
7. August 2014
Ob am Strand, auf dem Balkon oder im Zug – in jeden Koffer gehört ein gutes Buch für den Sommerurlaub! Für alle, die noch auf der Suche nach der passenden Literatur sind, haben wir ein paar Tipps zusammengestellt.
Marcello
Gillian Flynn: Gone Girl
„Was denkst du gerade, Amy?” Diese Frage habe ich ihr oft während unserer Ehe gestellt. Ich glaube, das fragt man sich immer wieder: Was denkst du? Wie geht es dir? Wer bist du? Wie gut kennt man eigentlich den Menschen, den man liebt?“
Ich hatte diesen fast 600 Seiten starken Wälzer vor ein paar Monaten schon einmal in meinen Koffer gepackt, habe mich dann aber nach 40 Seiten schweren Herzens losreißen müssen… Jetzt will ich dem hochspannenden Thriller eine zweite Chance geben. Bereits auf den ersten Seiten deutet sich an, was wahrscheinlich den großen Reiz des mittlerweile von David Fincher verfilmten Bestsellers ausmacht: furchterregende Abgründe hinter der geordneten Kleinstadtfassade, scharfsinnige Wechsel von Erzählperspektiven und Zeitschienen, mitreißende Montagen und Manipulationen. Die typischen Dinks (double income no kids) Nick und Amy aus dem Hipster Heaven New York werden nach dem Verlust ihres Jobs in das Südstaatenidyll Missouri katapultiert – sie tauschen Lifestyle und Luxus gegen Landleben. Das junge Eheglück gerät in der Provinz zunehmend in Schieflage und gipfelt im plötzlichen Verschwinden von Amy am Morgen des fünften Hochzeitstages. Zurück bleiben ein verwirrter Nick, eine sorgfältig aufgewischte Blutlache in der ehelichen Küche, merkwürdige Mails und viele rätselhafte Fragen… Wo ist Amy? Warum haben sich die Thirty-Somethings entfremdet? Wie kann es zu dem scheinbar perfekten Verbrechen? Wer ist das perfekte Opfer?
Julia
Ralf Heimann: Die tote Kuh kommt morgen rein
„Ein Jahr in der Provinz. Lokalredakteur in der Ödnis Borkendorf. Ich hätte mir was Besseres vorstellen können. Ein gebrochenes Bein zum Beispiel. Oder eine Steuernachzahlung. Aber man wird ja nicht gefragt.“
Ich muss mich outen: Dieses Buch habe ich gar nicht selbst gelesen, sondern habe es mir vorlesen lassen. Nicht, weil ich des Lesens nicht mächtig, unglaublich weitsichtig oder extrem lesefaul bin. Sondern weil ich in meinem letzten Mallorca-Urlaub mit meinen Freundinnen Luise und Julia den Luxus genießen konnte, faul am Pool zu liegen, während Julia für uns die Vorleserin mimte. Nicht nur wegen Julias fabulösen Vorlesekünsten waren unsere Vorlesestunden ein Highlight des Urlaubs – sondern vor allem, weil das Buch von Ralf Heimann stellenweise einfach unglaublich komisch ist. Der Lokaljournalist aus meiner Wahlheimat Münster, der als Schwangerschaftsvertretung in die Münsterländer Provinz „abgeschoben“ wird, bringt das Leben dort – das ich selbst aus meinem Arbeits- und Privatleben kenne – herrlich trocken und lakonisch auf den Punkt. Ob die schlecht besuchte Karnevalsprunksitzung, der preisdekorierte Taubenzüchterverein oder die letzte Pissrinne im Münsterland: Heimanns journalistische Herausforderungen und Katastrophen sind, sagen wir, immens und vielseitig. Bevor wir das Ende von Heimanns Provinzschocktherapie erfahren konnten, war der Urlaub leider vorbei. Aber so kann ich mich jetzt noch auf einige weitere Kapitel freuen, die ich nun direkt vor Ort – im schönen Münsterland – lesen darf…
Kathrin
Kerstin Gier: Silber – Das zweite Buch der Träume
Ich gebe es zu: Ich lese gerne Fantasy-Bücher für Kinder. 🙂 Ich genieße es, mich in neue, unbekannte Welten entführen zu lassen, in der ein Underdog gegen das übermächtige Böse antritt. Bücher wie Harry Potter, Panem oder die Prophezeihung habe ich regelrecht verschlungen. Ich gebe zu, solche Bücher erfüllen nicht immer höchste literarische Ansprüche. Aber sie sind spannend und unterhaltsam – und das macht für mich ein gutes Sommerbuch aus. Buch aufklappen und abtauchen in eine andere Welt.
Auf das Buch, das ich diesen Sommer mit in Urlaub nehmen werde, habe ich ein ganzes Jahr gewartet. Es handelt sich um eine Fortsetzung: Band 2 aus einer Fantasy-Trilogie. Die „Silber“-Bücher handeln von dem Teenager Liv, die mit ihrer alleinerziehenden Mutter, Kindermädchen und Schwester nach England zieht. Schnell merkt sie, dass sich ihre Träume verändern: Diese werden immer düsterer und unheimlicher. Aber Liv macht noch eine Entdeckung: Sie kann in die Träume und Gedanken anderer Menschen eindringen und diese verändern. Aber sie ist nicht die einzige, die diese Fähigkeit hat. Auch eine Clique aus ihrer Schule trifft sich ancht für nacht in den träumen anderer Menschen. Sie alle bleiben nicht lange unentdeckt: Schon bald fühlt sich Liv in ihren Träumen von etwas Schrecklichem verfolgt…
Gunnar
Helmut Schmidt und Giovanni di Lorenzo: Auf eine Zigarette
Vom Titel des Buches sollten sich Nicht-Raucher auf keinen Fall abschrecken lassen. Denn das Thema Rauchen spielt hier nur insofern eine Rolle, dass Deutschlands berühmtester Raucher Helmut Schmidt einen der beiden Autoren bzw. Interviewpartner darstellt. Mehr als eineinhalb Jahre lang trafen sich der Altkanzler und Giovanni di Lorenzo einmal wöchentlich für ein kurzes Gespräch. Meist dauerte es eben nur eine Zigarettenlänge. Die Interviews erschienen anschließend als meist unterhaltsame und immer interessante Kolumne in der Wochenzeitung „Die Zeit“ unter dem Titel „Auf eine Zigarette“. Im gleichnamigen Buch wurden schließlich alle Interviews zusammengefasst.
Die Sammlung erschien zwar schon 2009, weiß aber auch heute noch zu unterhalten. Schmidts Einschätzungen zu Politik, Geschichte und Privatem muss man nicht immer teilen oder gut finden. Die Art und Weise wie er erzählt, argumentiert, analysiert und formuliert, hat mich aber schon immer fasziniert. Er vertritt seinen Standpunkt mit messerscharfem Verstand, der ihm eigenen Autorität und jeder Menge Charme. Und das ganze auch zu dieser Zeit schon in einem Alter von 90 Jahren. Wer ihn aus Fernseh-Interviews kennt, sieht ihn bei der Lektüre sofort vor sich und da gehört die obligatorische Zigarette nun mal irgendwie dazu. Schön finde ich an dem Bestseller auch, dass man ihn problemlos mal ein paar Tage zur Seite legen und anschließend einfach wieder dort einsteigen kann, wo man aufgehört hat. Jedes der Kurz-Interviews befasst sich mit einem ganz bestimmten Thema und schließt am Ende damit ab. Selten haben die Antworten mehr als vier Zeilen – häufig sogar nur eine. Trotzdem steckt hinter wenigen Worten jede Menge Inhalt und Aussagekraft, weil Schmidt sich traut eine klare Meinung zu haben und diese auch zu äußern. Eine Eigenschaft, die ich bei der heutigen Politiker-Generation manchmal vermisse. So muss man keine Leseratte sein, um die 288 Seiten zu verschlingen.
Katrin
Christian Eisert: Kim & Struppi – Ferien in Nordkorea
„Herr Chung hielt nun einen Vortrag voller Jahreszahlen, Namen und Heldentaten. Thanh begann zu rauchen. Ich täuschte durch ständiges „Ooh“ und „Ahaaa“ Aufmerksamkeit vor, bis Thanh sich bei einem Zigarettenzug mit dem Zeigefinger Unauffällig zweimal an die Stirn tippte. Nun nickte ich nur noch. Hauptsache in Bewegung. Am Ende blieb nur eines von Herrn Chungs Vortrag hängen: Kim Il-sung hatte bis 1945 jeden einzelnen Japaner persönlich aus Korea gejagt.“
Einen Reisebericht über Nordkorea hatte ich nicht im Kopf als in der Buchhandlung nach einem neuen Buch suchte. Dennoch reizte mich der Titel und wenn man selbst den Sommer nicht auf Mallorca & Co. verbringt, dann kann man sich ja gedanklich einmal auf Reisen begeben. Gott sei Dank schafft es der Autor hier keine rein sachliche und ernste Reisedokumentation mit erhobenem Zeigefinger abzuliefern, sondern ein amüsantes Portrait eines Landes und seiner Bewohner. Christian Eisert und seine Begleitung Thanh aka Sandra reisen mit Tarnidentität nach Nordkorea ein, da ausländische Journalisten dort wirklich nicht gerne gesehene Gäste sind. Unter ständiger Beobachtung des Geheimdienstes, in Form von zwei minder kompetenten Reisebegleitern, begeben sie sich auf die Suche nach Kim Il-Sungs regenbogenfarbener Wasserrutsche. Das Buch ist ein wirklich kurzweiliges und amüsantes Lesevergnügen.
Victoria (unsere fleißige Azubine)
Janet Evanovich: Cheers, Baby!
Das Buch habe ich durch Zufall bei einer Freundin im Regal gefunden, da mir noch Lesestoff für meinen Urlaub an die Nordsee fehlte. Ich hätte mich nicht besser entscheiden können, denn nicht nur das es eine witzige und humorvolle Liebeskomödie ist, sodass man kaum aus dem schmunzeln rauskommt, nein, die Geschichte holt einen auf der ersten Seite ab und lässt einen bis zur letzten Seite nicht los. Cate Madigans Leben spielt Achterbahn. Ihre Verwandtschaft möchte sie endlich unter der Haube sehen und ihr Mitbewohner Marty ist plötzlich verschwunden. Dafür wird von einem Tierboten eine sabbernder riesen Bulldogenwelpe abgegeben, um den sich Cate kümmern soll, während Marty weg ist. Dabei hat sie doch gar keine Ahnung von Hunden und erst recht nicht von Hundeerziehung. Wie passend das Kellen McBride in ihr Leben tritt, der nicht nur ein Ex- Cop ist sondern auch noch gut aussieht und mit Hunden umgehen kann. Mit ihm wären doch alle Probleme vom Tisch oder nicht?
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